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08.08.2019

Studie Für Gutverdiener ist der Renteneintritt ein Gesundheitsrisiko

Essen (pag) – Die Erwerbsbiografie hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie der Renteneintritt die Sterblichkeit beeinflusst. Männer aus manuellen Routinejobs profitieren davon, mit 63 Jahren in den Ruhestand zu gehen. Für Männer und Frauen, die aus gut bezahlten Jobs mit 65 Jahren ihr Berufsleben beenden, steigt die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung. Das zeigt eine Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung.

Bei Männern aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 63 Jahren ihr Berufsleben beenden, sinkt die Sterblichkeit kurz nach der Verrentung um gut ein Prozent. Bei Männern und Frauen aus der oberen Hälfte der Einkommensverteilung, die mit 65 Jahren in Rente gehen, steigt sie hingegen um zwei bis drei Prozent.
Ausschlaggebend für den Effekt ist die Erwerbsbiografie vor der Rente: Männer, die mit 63 Jahren in Rente gehen, kommen überwiegend aus Berufen mit manuellen Routinetätigkeiten und relativ geringem Verdienst. Viele dieser Jobs sind körperlich anstrengend oder mit Gefährdungen am Arbeitsplatz verbunden. Weniger Stress und Gefahren sowie ein relativ hoher Freizeitwert senken bei dieser Gruppe nach dem Renteneintritt die Sterblichkeit. Noch positiver wirkt sich die Verrentung auf Männer aus, die mit 63 Jahren aus der Arbeitslosigkeit in Rente gehen. Sie profitieren davon, nicht mehr dem Stigma der Arbeitslosigkeit ausgesetzt zu sein.
„Die Studie zeigt erstmals, welch großen Einfluss die Erwerbsbiografie auf die Gesundheit im Rentenalter hat“, sagt Matthias Giesecke, RWI-Wissenschaftler und Studienautor. Die Erwerbsbiografie sei entscheidend für die Art der Aktivitätsveränderung um den Renteneintritt. „Gerade frühere Gutverdiener sind durch den Renteneintritt offenbar größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt.“ Bei ihnen stehe wahrscheinlich die soziale Isolation im Rentenalter im Vordergrund, weil sie mit der Berufstätigkeit auch Berufsprestige und soziale Netzwerke verlieren.

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