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29.11.2018

Innovation Gentherapien erfordern neues Erstattungsmodell

Berlin (pag) – Raten- statt Einmalzahlung, dazu noch gekoppelt an Erfolge – so könnte das Erstattungssystem für hochpreisige Gentherapien in Zukunft vielleicht aussehen. Nicht nur Kostenträger, auch Pharmafirmen müssen das Risiko mittragen, dass es für die neuartigen Therapien keine langfristige Evidenz gibt. So lautet der Tenor des Jahrestreffens der Deutschen Fachgesellschaft für Market Access.

Zu Gentherapien wird geforscht, was das Zeug herhält. Über 2.400 Studien waren im November 2018 angemeldet. Das IGES-Institut erwartet 45 langwirksame Gentherapien in den nächsten Jahren – vor allem in der Onkologie. „Die Gentherapien werden fester Bestandteil der Versorgung“, sagt Thomas Müller, Abteilungsleiter im Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf der Veranstaltung.

Besonders kleinere Krankenkassen ächzen unter den neuen Behandlungsformen. Denn die Jahrestherapiekosten liegen nicht selten zwischen 500.000 und einer Million Euro. Beträge, die den Kassen durch die Zahlungen aus dem morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich oft nicht ausgeglichen werden. Die Kassen hätten verständlicherweise „wenig Spaß“, das Geld für Gentherapien auszugeben, sagt Willi Schnorpfeil, geschäftsführender Gesellschafter der HS Value & Dossier GmbH. Er weist jedoch darauf hin, dass ein Vergleich der Jahreskosten zwischen der oft einmaligen Gentherapie und der herkömmlichen chronischen Behandlung „unfair“ sei. Bei Hämophilie-Patienten etwa falle im Laufe des Lebens auch ein Millionen-Euro-Betrag an, der von den Kassen erstattet werden muss.

Das Manko der Gentherapien: Zu ihrer langfristigen Wirksamkeit gibt es keine sicheren Datenlagen. „Der worst case ist: Die Kassen zahlen die hohen Kosten sofort, aber es tritt nachher kein Behandlungserfolg ein“, sagt BMG-Vertreter Müller. Ein Erstattungsmodell, das nur jährliche Ratenzahlungen vorsehe und sich zudem danach richte, welche Effekte die Gentherapie hat, sei für die Krankenkassen zwar aufwändig, aber sinnvoll, hebt Schnorpfeil hervor. Ein Risikopool könnte zudem finanzielle Belastungsspitzen bei den Krankenkassen abfedern.

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