Direkt zu:

27.04.2023

Digitalisierung „German Angst“ überwinden

Berlin (pag) – „Die Digitalisierung wird die moderne Medizin komplett verändern und verspricht Durchbrüche in Versorgung und Forschung“, sagt Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) auf der DMEA. Über das Problem, dass die Digitalisierung des Gesundheitswesens bisher weitgehend nur in Silos vollzogen wird, diskutieren Expertinnen und Experten beim Future Health Day der Deutschen Telekom.

Für einfache Digitalisierungszugänge plädiert Siegmar Nesch, Vorstandsmitglied der Barmer. Auch sei die „German Angst“ zu überwinden, denn beim Thema Sicherheit herrsche eine gewisse Schizophrenie. Damit meint er unterschiedliche Sicherheitserwartungen an analoge und digitale Prozesse, wobei letztere bereits heute auf einem ganz anderen Niveau stattfänden. Dennoch erwartet man ein „Fort Knox – alles 65-mal gesichert und dann wendet es keiner mehr an“. Nesch ist davon überzeugt, dass es die einfachen Lösungen sein werden, die das System voranbringen.

Ein rasches Digitalisierungstempo verlangt Stefanie Kemp, Vorstandsmitglied und Chief Transformation Officer bei den Sana Kliniken. Gegenüber anderen Industrien liege das Gesundheitswesen 20 Jahre zurück, konstatiert sie. Daher diene das Krankenhauszukunftsgesetz auch nur dem „Lückenstopfen – da geht nichts nach vorne“.
Dr. Susanne Ozegowski, Abteilungsleiterin Digitalisierung und Innovation im Bundesgesundheitsministerium, erkennt derzeit jedoch ein „window of opportunity“. Es gebe ganz viel Rückenwind dafür, Dinge in die Umsetzung zu bringen, sagt sie. Dabei habe der Strategieprozess sehr geholfen. Ein „Gamechanger“ ist für sie die Priorisierung von Anwendungen mit größeren Auswirkungen bei der elektronischen Patientenakte, wie etwa Medikation und Labordaten.

Während Ozegowski die derzeitige Aufbruchstimmung beschreibt, geht Dr. Jens Baas der Ursache für die zögerliche Digitalisierung nach. Diese ist nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden der Techniker Krankenkasse nicht unbedingt dem Datenschutz geschuldet. Der eigentliche Hinderungsgrund sei viel eher Interessenschutz: Jemand habe Angst, etwas zu verlieren. „Eines der bösesten Wörter im Gesundheitswesen ist Transparenz“, sagt Baas.

Verwandte Artikel