WissenschaftsratGesundheitliche Prävention: „einfach machen“
Berlin (pag) – Experten sprechen sich für eine bessere Umsetzung von Präventionsstrategien bei der Gesundheitsvorsorge aus. Die Kernbotschaft beim Symposium „Prävention neu denken!“ des Wissenschaftsrat lautet: Es braucht konkrete Umsetzungskonzepte, bessere Datennutzung und mehr Geld.
„40 Prozent der Krebsneuerkrankungen könnten nur durch Impfungen und Veränderungen der Lebensführung verhindert werden. 60 Prozent der Todesfälle wären mit Sekundärprävention vermeidbar“, umreißt Prof. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ), das Potential der Krebsprävention. Dabei fehle es nicht an Wissen, Präventionsprogramme würden einfach nicht umgesetzt: der sogenannte Implementation Gap. Zur flächendeckenden Umsetzung brauche es Unterstützung durch Politik und „starke Partner“. Oder anders formuliert: mehr Geld. Auch Prof. Wolfgang Wick, Vorsitzender des Wissenschaftsrats und Abteilungsleiter für Neuroonkologie am DKFZ, verlangt mehr finanzielle Unterstützung – unter anderem für zielgruppengerechte Kommunikation.
Ein weiteres Defizit: Die Verhaltenspsychologie wird oft übergangen. Das kritisiert Prof. Cornelia Beitsch. Die Psychologin, die Mitglied des Corona Expertenrats war, betont die Rolle effektiver Gesundheitskommunikation bei Präventionsstrategien. Für bessere Kommunikation müsse nichts neu erfunden werden: „Es muss einfach gemacht werden. Das vorhanden Wissen muss systematisch implementiert werden.“ Entscheidend für die Evaluation sei eine einheitliche Datenstrategie: „Wir haben die Daten, aber wir können sie nicht verknüpfen.“
Von einem Datenschatz aus den Niederlanden berichtet bei dem Symposium Gesundheitsökonom Prof. Jochen O. Mierau aus Groningen. Er ist wissenschaftlicher Leiter von LifeLines, einer großen Kohortenstudie, bei der über 160.000 Niederländer mindestens 30 Jahre lang beobachtet werden. Das Potential einer solchen Datenbank sei riesig, etwa seien viele Menschen oft jahrelang unerkannt an Typ-2-Diabetis erkrankt. Solche Fälle könnte man effizienter erkennen und viel früher mit Behandlungen beginnen, betont Mierau.