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07.04.2025

StudieGesundheitskompetenz im Keller

München (pag) – Nur noch jeder vierte Bürger findet sich im deutschen Gesundheitswesen zurecht. Das offenbart eine repräsentative Studie der Technischen Universität München (TUM) und des WHO Collaborating Centre for Health Literacy.

„Gesundheitskompetenz in Deutschland 2024“ lautet der Titel der Studie. Demnach haben die Befragten Probleme dabei, Informationen zu Themen wie Behandlungen von Krankheiten oder Prävention gezielt zu finden, richtig zu verstehen, kritisch zu bewerten und korrekt anzuwenden.

Der Vergleich mit früheren Daten zeigt einen Abwärtstrend: Liegt der Anteil der Menschen mit unzureichender Gesundheitskompetenz 2014 noch bei 54,3 Prozent, steigt er bis 2020 auf 64,2 Prozent an und befindet sich 2024 bei 75,8 Prozent. Dabei gehe es auch um die Orientierung im Gesundheitssystem und die Inanspruchnahme von Leistungen.
Die Forscher um Prof. Orkan Okan und Prof. Kai Kolpatzik identifizieren einen Zusammenhang zwischen Gesundheitskompetenz, Lebensalter und Wohnort. So verfügten die über 60-Jährigen über eine bedeutend bessere Kompetenz als jüngere Gruppen. Zudem schnitten Menschen in den ostdeutschen Bundesländern besser ab als in den westdeutschen. 
Laut der Studie hat die mangelnde Gesundheitskompetenz auch finanzielle Auswirkungen. Menschen mit einer geringen Gesundheitskompetenz seien häufiger und länger krank, nähmen häufiger Notfalldienste in Anspruch, würden öfter im Krankenhaus behandelt und folgten Behandlungsempfehlungen seltener. Mangelnde Gesundheitskompetenz habe in 2022 Folgekosten von 24 Milliarden Euro in Deutschland verursacht.

Angesichts dieser Zahlen stellen die Studienmacher zehn Forderungen an die Politik. So müsse ein Lotsensystem im Gesundheitswesen aufgebaut, Gesundheitsbildung früh in Kindergarten und Schule verankert und der Ansatz „Health Literacy in all Policies“ verfolgt werden. „In einer Zeit, in der automatisierte Chatbots mit gezielten Fehlinformationen arbeiten und Fake News salonfähig geworden sind, braucht es verlässliche Informationen und Rahmenbedingungen, um sich in der Infodemie zurechtzufinden“, betont Kolpatzik.