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26.11.2018

Gewalt im Kreißsaal Hebammen fordern strukturelle Veränderungen

Berlin (pag) – Der Deutsche Hebammenverband verurteilt anlässlich des Roses Revolution Day jede Form von Gewalt gegen Mütter während der Geburt. „Es ist erschreckend, dass viele Frauen in geburtshilflichen Einrichtungen auf der ganzen Welt einen geringschätzigen und missbräuchlichen Umgang erfahren – auch in Deutschland“, bemängelt der DHV.

Wie sich Gewalt im Kreißsaal äußern kann, erläutert Nora Imlau an zwei Beispielen. „Wenn eine Frau keinen Dammschnitt wollte und er trotzdem gegen ihren Willen durchgeführt wird, ist das Gewalt. Wenn einer Frau gedroht wird, etwa mit einem ,Dann stirbt dein Kind halt, wenn Du nicht besser mitmachst‘, dann ist das verbale Gewalt“, sagt die Autorin von „Das Geburtsbuch. Vorbereiten – Erleben – Verarbeiten“ in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ zum Roses Revolution Day am 25. November. Dieser Aktionstag macht auf das Problem aufmerksam.

Der DHV fordert einen offenen und sensiblen Umgang mit dem Thema. „Insbesondere braucht es konkrete Beratungs- und Hilfsangebote für betroffene Frauen“, heißt es von Seiten des Verbands. Rahmenbedingungen, die Gewalt in der Geburtshilfe befördern, dürften nicht länger bestehen bleiben. Auch deswegen setzt sich die Organisation für eine strukturelle Verbesserung der klinischen Geburtshilfe ein. „Der Personalmangel bei Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden sowie bei Hebammen in den Kreißsälen bedingt eine permanente Überforderung und Stresssituation der in der Geburtshilfe tätigen Personen“, bemängelt der DHV. Auch die „starren Hierarchien im Kreißsaal“ seien ein Problem. Der Verband plädiert für eine Eins-zu-eins-Betreuung – auf eine Mutter kommt eine Hebamme. Das sei der „Schlüssel für die Verhinderung strukturbedingter Gewalt in der Geburtshilfe“.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mangelt es an Forschungen zum Thema – zum Beispiel welche Auswirkungen Gewalt während der Geburt auf die Gesundheit der Betroffenen hat.

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