BZgA-BefragungHohe Spendenbereitschaft genügt nicht
Berlin (pag) – Ein Rekordhoch: 85 Prozent der Bevölkerung stehen Organspende positiv gegenüber. Das zeigt eine Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA, jetzt Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit) von 2024. Doch die Haltung genügt längst nicht. Einen Paradigmenwechsel mahnt auch eine interfraktionelle Gruppe an, die einen Gesetzentwurf zur Einführung der Widerspruchslösung in den Bundestag eingereicht hat.
Zwei bis drei Menschen versterben jeden Tag auf der Warteliste für eine Organspende, die insgesamt rund 8.400 Menschen zählt, mahnt die SPD-Abgeordnete Sabine Dittmar, eine der Initiatoren des Gesetzentwurfs. Spenderorgane fehlen. Moment: Beweist die BZgA-Studie nicht ein weiteres Mal die hohe Zustimmung zur Organspende aus der Bevölkerung? Ja. Das ändert allerdings nicht viel. Was wirklich zählt: „Eine bewusste Entscheidung zu treffen und zu dokumentieren“, appelliert Behördenleiter Dr. Johannes Nießen. Eine Entscheidung getroffen und dokumentiert haben nur 45 Prozent der Befragten. „Nehmen Sie sich die Zeit, sich zu informieren“, empfiehlt Nießen und legt den Bürgern das Infotelefon des BIÖG/BZgA oder organspende-info.de ans Herz.
„Der Antrag, wie er jetzt ist, wird der Diskontinuität zum Opfer fallen“, konstatiert Dittmar. Doch für die Initiative gelte: „Vor der Wahl ist nach der Wahl“, so Gitta Connemann, die der Unionsfraktion angehört. Geschaffen sei eine gute Grundlage für die nächste Legislatur, in der das Vorhaben schnell wieder aufgreifen werde. Die Anhörung im Gesundheitsausschuss Ende Januar habe gezeigt, „dass der Paradigmenwechsel ein notwendiger ist“, stellt Dittmar heraus. Auch von Gegnern der Widerspruchslösung, „wird die Notwendigkeit einer Besserung der Situation in der Organspende nicht in Abrede gestellt“.
Connemann erklärt: „Wir lassen uns nicht entmutigen.“ Das man auf gutem Weg sei, zeige auch: „Wir hatten noch nie eine so starke interfraktionelle Beteiligung.“ Auch Abgeordnete der FDP gehören zum Initiatorenkreis, darunter Dr. Christoph Hoffmann. Er betont: „Die Zahlen der Länder mit Widerspruchslösung sprechen eine deutliche Sprache.“ Länder, von welchen Deutschland profitiert. Lösen müsse man nun die Diskrepanz zwischen Bereitschaft und Spendezahlen: „Die Leute wollen ja eigentlich spenden.“ Der Fehler liege im System.