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18.10.2018

Neue Gentherapien IGES empfiehlt Anpassung des GKV-Systems

Berlin (pag) – Einer Prognose des IGES Instituts zufolge wird die Zahl genetischer Therapien in den kommenden Jahren stark zunehmen. Diese eröffneten schwerkranken Patienten neue Behandlungsoptionen, könnten jedoch die Kassen unterschiedlich stark belasten. Empfohlen wird, das Erstattungs- und Finanzierungssystem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) anzupassen.

Viele der Gentherapien zeichneten sich durch eine Langwirksamkeit aus, heißt es bei IGES. Derzeit seien drei langwirksame Gentherapien in der EU zugelassen. 42 weitere stehen kurz vor der Marktreife. Langwirksame Gentherapeutika müssen nur einmalig oder mehrmals mit anschließenden therapiefreien Jahren verabreicht werden. Kurzwirksame Gentherapien werden kontinuierlich gegeben.
Weitere Ergebnisse der Prognose: Knapp die Hälfte der erwarteten langwirksamen Gentherapien adressieren onkologische Erkrankungen (19 Therapien). Am zweithäufigsten richten sie sich gegen angeborene genetische Störungen (7). Insgesamt werden sie das Behandlungsspektrum von 42 Krankheiten erweitern. Ein großer Teil der identifizierten Erkrankungen betrifft zwischen 1.000 und 10.000 GKV-Patienten. Sechs der neuen Gentherapien richten sich gegen extrem seltene Leiden mit weniger als 100 Betroffenen. In Entwicklung sind auch drei Gentherapien gegen Volkskrankheiten, etwa gegen Arthrose.

Studienautor Fabian Berkemeier, Bereichsleiter Value & Access Strategy bei IGES, rechnet in den nächsten Jahren mit zahlreichen Markteinführungen sowie „signifikanten ökonomischen Herausforderungen für das GKV-System“. Dies gelte es frühzeitig zu adressieren und die bereits bestehenden Diskussionen über die Weiterentwicklung des Morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs (Morbi-RSA) zu forcieren. Dem Institut zufolge sind die in der Studie identifizierten Erkrankungen aktuell im Morbi-RSA nicht oder nur ungenau abgebildet.

Die Prognose entstand im Auftrag des Unternehmens Merck.