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22.10.2019

Studie  Interessenkonflikte sind beim Medizinstudium unterbelichtet

Berlin (pag) – Geschenke, Stipendien, Referenten: Pharmazeutische Firmen wenden sich an Medizinstudenten, um Einfluss an den Universitäten zu nehmen. Die angehenden Ärzte kommen in einen Interessenskonflikt. In den USA regeln Richtlinien an den Fakultäten diese Konflikte. Wie sieht es in Deutschland aus? Das untersucht eine nun veröffentlichte Studie.

Studenten von Universities Allied for Essential Medicine in Europe (UAEM), der Charité -Universitätsmedizin Berlin und der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg haben 38 medizinische Fakultäten zu Regelungen bei Interessenkonflikten untersucht.
Die Autoren haben die Internetseiten nach Suchbegriffen wie Interessenkonflikt, Industrie oder pharmazeutische Industrie untersucht. Außerdem befragten sie die Dekanate, ob es in ihrem Hause Regeln zu Interessenkonflikten gibt oder ob diese Thema in Lehrveranstaltungen sind. Mit Blick auf bestehende Richtlinien machen die Studenten 13 Kategorien von Konflikten aus – etwa bei Geschenken, Mahlzeiten, Beratungsverhältnissen oder industriefinanzierten Referententätigkeiten zu werbenden Zwecken.
Das Ergebnis der Studie: Von den 16 Dekanaten, die geantwortet haben, geben nur die TU Dresden und die RWTH Aachen an, Richtlinien zu haben. Diese umfassten aber nicht alle Kategorien und es sei nicht ersichtlich, wie erfolgreich die Umsetzung sei, bemängeln die Autoren. Sie verweisen auf eine weitere Studie, der zufolge sich 65 Prozent der Studenten im Umgang mit pharmazeutischen Unternehmen unzureichend vorbereitet fühlen. Außerdem erwähnen die Studenten Frankreich, wo es eine national gültige Richtlinie gebe. In Deutschland sei es bis dahin noch ein langer Weg.

Als Konsequenz haben Studenten der UAEM und die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland das Netzwerk gegen Interessenkonflikte in der Medizin gegründet. Sie fordern eine konsequente Offenlegung von Konflikten Lehrender, Unterricht zum Umgang mit Interessenkonflikten und Maßnahmen der Fakultäten zur Vorbeugung von unangemessenem Einfluss der Pharmafirmen.
Die Zusammenarbeit von Pharmaunternehmen und medizinischen Fakultäten sollte nicht unter Generalverdacht gestellt werden, sagt Dr. Holger Diener, Geschäftsführer des Vereins Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie gegenüber Medien. Daraus „erwächst neues Wissen und Fortschritt, zum Vorteil der beteiligten“, betont er. Dieser müsse ethischen Standards unterliegen.

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