Direkt zu:

12.08.2022

Umfrage Jeder vierte Arzt denkt an Jobwechsel

Berlin (pag) – Personalabbau, Überstunden, mangelnde Digitalisierung: Die Missstände in deutschen Krankenhäusern sind so groß, dass jeder vierte Arzt einen Jobwechsel in Erwägung zieht. Das zeigt der MB-Monitor, eine Umfrage des Marburger Bunds unter knapp 8.500 angestellten Ärztinnen und Ärzten, durchgeführt vom Institut für Qualitätsmessung und Evaluation.

„Der Stress ist dauerhaft zu hoch, durch die immerwährende dünne Personaldecke. Keine Zeit, um auf Patienten tiefer einzugehen. So habe ich mir das Arztsein nicht vorgestellt“, äußert sich einer der Monitor-Teilnehmenden zum Thema möglicher Jobwechsel. Jeder vierte Arzt spielt mit diesem Gedanken, eine Steigerung von drei Prozent im Vergleich zum letzten MB-Monitor. „Frustration schafft Migration“, drückt es Dr. Andreas Botzlar, zweiter Vorsitzender des MB, aus. Die Gründe für die miese Stimmung sind vielfältig. Beispiel Arbeitszeiten: Auch wenn mittlerweile schon 40 Prozent der Befragten unter 30 Stunden angestellt sind, schuften acht von zehn Ärztinnen und Ärzten trotzdem mehr als 40 Stunden pro Woche. Jeder fünfte Behandler berichtet gar von über 60.

Darüber hinaus klagen die angestellten Mediziner über zu viel Verwaltungstätigkeiten. Damit sind täglich 57 Prozent der Befragten mindestens drei Stunden beschäftigt. Ein Drittel hat überdies einen Personalabbau in den vergangenen zwei Jahren, also während der Pandemie, wahrgenommen. Zwei Drittel bezeichnen die personelle Besetzung am Arbeitsplatz als eher schlecht oder schlecht. Kein gutes Zeugnis stellen die Ärzte dem Digitalisierungsgrad in ihren Einrichtungen aus. Für 55 Prozent sei dieser (eher) gering.

Angesichts dieser Missstände setzt MB-Chefin Dr. Susanne Johna auf die Krankenhaus-Regierungskommission. Ihr Appell: „Wir brauchen eine echte aktive Krankenhausplanung.“ Sie hofft auf ein Ende der DRG-Vergütung. Seit der Ausgliederung der Pflege aus den Fallpauschalen werde nun im ärztlichen Bereich eingespart.

Verwandte Artikel