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14.11.2018

OECD-Bericht Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

Berlin / Paris (pag) – Rund 2,4 Millionen Menschen könnten im Zeitraum zwischen 2015 und 2050 in Europa, Nordamerika und Australien durch multiresistente Erreger, sogenannte „Superbugs“, sterben – wenn nicht mehr unternommen wird, um die Antibiotikaresistenz aufzuhalten. Darauf weist die OECD anlässlich ihres neuen Berichts hin.

Drei Viertel aller Todesfälle durch Infektionen mit multiresistenten Erregern könnten der Organisation zufolge mit nur zwei US-Dollar pro Kopf und Jahr für einfache Maßnahmen wie Händewaschen und eine sorgfältigere Verschreibung von Antibiotika vermieden werden. Der Bericht „Stemming the Superbug Tide: Just A Few Dollars More” propagiert ein fünfgleisiges Vorgehen gegen antimikrobielle Resistenz. Genannt werden folgende Maßnahmen: bessere Hygiene fördern, zu häufige Verschreibung von Antibiotika unterbinden, Schnelltestverfahren für Patienten zur Feststellung von Virus- oder bakteriellen Infektionen, Karenzzeiten vor der Verschreibung von Antibiotika sowie Medienkampagnen.

Anlässlich der Weltantibiotika weist die Industrie auf ihr Engagement im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen hin. Der Verband Forschender Arzneimittelhersteller berichtet über neue Antibiotika: Eines sei zugelassen, werde aber noch nicht in Deutschland vermarktet. Ein anderes Mittel habe die Zulassungsempfehlung. „Drei weitere werden in der EU gerade im Zulassungsverfahren geprüft.“ Darüber hinaus befinden sich eine Reihe von Antibiotika in der Phase III, dazu kommen Antibiotika und andere antibakterielle Mittel speziell gegen einzelne Problemkeime.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) fordert in einem Positionspapier internationale Finanzierungsmechanismen, „die eine kontinuierliche Entwicklung und Einführung neuer Antibiotika sicherstellen“. Er kritisiert die hiesigen Erstattungsbedingungen mit Festbeträgen und Rabattverträgen, die ein Marktumfeld erzeugten, in dem der Einsatz sehr preiswerter generischer Antibiotika mit breiter Wirkung für die Kostenträger wirtschaftlicher sei als die Kombination von Diagnostik und auf den Erreger zugeschnittener Therapien.

Zum OECD-Bericht:
www.oecd-ilibrary.org/social-issues-migration-health/stemming-the-superbug-tide_9789264307599-en

Zum Positionspapier des BPI:
www.bpi.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Publikationen/Positionen/2017-11_BPI-Positionspapier_-_Antibiotika_und_Resistenzen.pdf