Direkt zu:

23.10.2019

Depressionskampagne „Keine Schwäche, sondern eine Krankheit“

Berlin (pag) – Der Torhüter Robert Enke litt an einer Depression und beging Suizid. Mit einem Virtual-Reality-Projekt der nach ihm benannten Robert-Enke-Stiftung macht seine Witwe im Bundesgesundheitsministerium darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, über die Krankheit zu sprechen.

„Ich habe Robert immer gefragt: Wie fühlt man sich mit einer Depression?“, erzählt Teresa Enke im Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). „Er beschrieb es mir als einen Tunnel“. Diese Erfahrung wollen sie und ihr Team mit dem Projekt „Impression Depression“ Nicht-Betroffenen zugänglich machen. Enke möchte für die Krankheit sensibilisieren, sie enttabuisieren und vor allem etwas für die Prävention tun: „Man kann über die Selbsterfahrung sagen: Es ist keine Schwäche, sondern eine Krankheit“. Es sei wichtig, über die Erkrankung zu sprechen, „denn sie ist heilbar“, betont Enke. Wichtig sei, „dass Betroffene schnell in eine Behandlung einsteigen können. Familie und Freunde müssen die Krankheit ernst nehmen und nicht unter den Teppich kehren“.

Dass der Umgang mit Depression in der Gesellschaft nicht völlig tabufrei ist, kritisiert Spahn. „Es ist etwas, was man nicht sieht und vielleicht nicht so gut versteht wie eine Krebserkrankung. Wir sind noch nicht da, wo wir hinmüssen“, sagt er. Niedrigschwellige Angebote seien wichtig, um sich Dinge von der Seele zu reden. Zudem müsse ein stärkeres Bewusstsein für die Erkrankung geschaffen werden. „Je früher die Therapie begonnen wird, desto besser ist die Krankheit behandelbar“, sagt er. In der eigenen Familie habe er eine psychische Erkrankung erlebt: Es sei schwer in der Familie und als Betroffener darüber zu reden, dass es eine behandlungsbedürftige Erkrankung ist. Etwa 10.000 Suizide stünden pro Jahr in Deutschland in Zusammenhang mit Depressionen – eine Rate, die in den westlichen Industrienationen höher sei als in anderen Ländern. „Es ist ein Krankheitsbild, das deutlich häufiger ist, als wir das manchmal im ersten Moment wahrnehmen“, sagt Spahn. „Deswegen ist es so wichtig, dass Betroffene sich trauen, darüber zu reden, damit geholfen werden kann. Dafür ist es wichtig, die Krankheit verstehbar zu machen, vor allem für diejenigen, die nicht erkrankt sind.“