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26.01.2015

Präventionstagung FES Kickbusch: Demokratisierungsbedarf bei Gesundheit

Berlin (pag) – „Gesundheit ist kein wirklich demokratisches Aktionsfeld.“ Das kritisiert Prof. Ilona Kickbusch auf der Präventionstagung 2015 der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES). Das geplante Präventionsgesetz müsse daher einen Rahmen für die Demokratisierung der Gesundheit bilden, verlangt die Expertin vom Graduate Institute of International and Development Studies Genf.

Kickbusch zufolge wird im Gesetzesentwurf die Demokratisierungsfunktion nicht genügend reflektiert. Die ehemalige WHO-Mitarbeiterin hätte sich mehr zur Beteiligung von Bürgern und Betroffenen gewünscht. Außerdem vermisst sie konkrete Hinweise dazu, wie Prävention auf kommunaler Ebene gestaltet werden soll – für sie die „größte Schwäche des Gesetzes“. Auch mit dem Trend zur Kommerzialisierung beschäftige sich die Reform zu wenig.
Kickbusch würdigt allerdings auch positive Aspekte: „Das Gesetz vermeidet Paternalismus, hat soziale Determinanten und ist auf dem Weg zu Empowerment.“

health in all policies

Auf der FES-Präventionstagung wirbt Kickbusch für einen weiteren Blick auf Gesundheit: „Gesundheit ist eine politische Entscheidung – nicht nur der Gesundheitspolitik.“ Für sie ist beispielsweise die Frage des Mindestlohns ebenso Teil von Gesundheitspolitik wie Steuer- und Fiskalpolitik (Stichwort Zuckersteuer), gleiches gilt für Klimapolitik sowie Raum- und Verkehrsplanung. Kickbusch verlangt: „Die Settings sind gut, aber auf kommunaler Ebene muss man sich mehr um den öffentlichen Raum kümmern.“ Diesen umfassenden Anspruch – manche sprechen gar von planetary health – bringt Kickbusch wie folgt auf den Punkt: „health in all policies“.