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12.03.2021

Ungesunde Lebensmittel Kinder im Fokus von Lebensmittelwerbung

Berlin (pag) – Werbung macht Fett: Weil Kinder vermehrt Werbung für ungesunde Lebensmittel ausgesetzt sind, fordern die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) und der AOK-Bundesverband (BV) ein Verbot für solches Marketing. Studien zeigen, dass diese Werbung bei Kindern besonders wirksam ist und Folgen für die Ernährung hat.

Durchschnittlich 15mal am Tag sehen Kinder Werbung für ungesunde Lebensmittel. Das offenbart eine Studie, die von dem Wirtschaftswissenschaftler PD. Dr. Tobias Effertz bei einer Pressekonferenz von DANK und AOK-BV vorgestellt wird. Weitere Ergebnisse: 70 Prozent der Essens-Werbespots im Fernsehen richten sich durch ihre Aufmachung oder das Sendeumfeld explizit an Jungen und Mädchen. Darin wird nicht für Brokkoli und Rosenkohl die Trommel gerührt, sondern für zu Süßes, Fettes oder Salziges: 89 Prozent aller TV-Spots werben für ungesunde Produkte. Auch in den sozialen Medien entkommen Kinder dem Marketing nicht: Vor allem bei Facebook werden sie mit Werbung für ungesunde Lebensmittel konfrontiert. Zu 67 Prozent erfolge die Einflussnahme durch Influencer.

Nicht nur Effertz, auch die Allianz sowie die Allgemeinen Ortskrankenkassen fordern angesichts dieser Ergebnisse, Werbung für ungesunde Lebensmittel gegenüber Kindern komplett zu verbieten. Es gebe internationale Studien, die belegten, dass diese Werbung besonders effektiv sei, sagt Prof. Hans Hauner vom Institut für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar in München. „Kinder bevorzugen durch die Werbung diese Lebensmittel und konsumieren sie.“ Die Folgen sieht Kinderärztin Dr. Sigrid Peter: Diabetes mellitus bei Kindern und Jugendlichen nehme zu. Die Werbung für ungesunde Lebensmittel mache alle Anstrengungen zunichte, adipösen und übergewichtigen Kindern wieder zu normalem Gewicht zu verhelfen.

Ein Kurswechsel sei deshalb nötig, so die Forderungen. Selbstverpflichtungen der Ernährungsindustrie bringen nichts, sagt Dr. Kai Kolpazik vom AOK-BV. Nötig seien gesetzliche Verbote. Studien in 80 Ländern zeigten, dass dort, wo kein Werbeverbot oder nur eine Selbstverpflichtung existieren, „der Fast-Food-Konsum höher ist als in den Ländern, in denen Regeln bestehen“, sagt Hauner.