Intensivmediziner schlagen Alarm Kinderstationen droht Überlastung
Berlin (pag) – Kinderärzte und Intensivmediziner schlagen wegen der prekären Situation in der stationären pädiatrischen Versorgung Alarm. Angesichts von Überlastung und Personalmangel blicken sie mit Sorge auf den kommenden Winter. „Wir sind nicht vorbereitet“, mahnt Dr. Ellen Heimberg, Oberärztin der Interdisziplinären Pädiatrischen Intensivstation am Universitätsklinikum Tübingen.
Heimberg engagiert sich gleichzeitig in der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), die in einer Mitteilung bereits jetzt von einer angespannten Situation spricht. DIVI-Präsident elect und Kinderintensivmediziner Prof. Florian Hoffmann berichtet aktuell von abgemeldeten Kinderkliniken im Großraum München. „Dann bleibt einem als Notarzt nur übrig, die bereits voll belegten Maximalversorger trotzdem anzufahren.“
Ad hoc fordert die DIVI deswegen den Aufbau telemedizinischer Netzwerke für den Austausch der behandelnden Teams untereinander und den Aufbau von spezialisierten Kinderintensivtransport-Systemen. Langfristig müssten Kinderkliniken verpflichtet werden, Kinderkrankenpflegekräfte auszubilden. Notwendig sei außerdem die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Pflegekräften durch höhere Löhne, Ausfallkonzepte, bezahlte Fortbildungen während der Arbeitszeit und Entlastung von pflegefernen Aufgaben.
Unterdessen zeigt eine Umfrage des NDR und des Hartmannbunds die prekäre Situation der Belegschaft auf pädiatrischen Stationen. Knapp die Hälfte der rund 700 Befragten aus Pflege und Ärzteschaft kann demnach Pausenzeiten selten oder nie einhalten, 45 Prozent springen mehrmals im Monat für erkrankte Kolleginnen ein und rund 60 Prozent empfinden eine mangelnde Wertschätzung ihrer Arbeit. Neben einer – wie in der Krankenhausreform vorgesehenen – Vorhaltevergütung fordert Hartmannbund-Vorstandsmitglied Dr. Theodor Uden, selbst Kinder- und Jugendarzt, eine bessere Lenkung der Patientenwege sowie die Digitalisierung der internen, externen und sektorübergreifenden Dokumentations- und Behandlungsprozesse.