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18.11.2022

Berliner Erklärung Klimawandel gefährdet psychische Gesundheit

Berlin (pag) – Die psychiatrische Versorgung muss auch in der Klimakrise gewährleistet werden. Die Politik hat dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, heißt es bei der Vorstellung der „Berliner Erklärung“. Diese haben Experten der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) verfasst, um vor den Auswirkungen des Klimawandels auf die psychische Gesundheit zu warnen.

Mit den Temperaturen steigt auch die Anzahl psychischer Erkrankungen: Depressionen, Ängste und Posttraumatische Belastungsstörungen nach Naturkatastrophen oder Extremwetterereignissen sind direkte Folgen der Klimakrise, warnt eine Task-Force der DGPPN. „Für jedes Grad, das die Erde wärmer wird, gibt es knapp einen Prozent mehr psychische Erkrankungen“, sagt Prof. Andreas Meyer-Lindenberg, President Elect der Fachgesellschaft.

In der „Berliner Erklärung für Klimawandel und psychische Gesundheit“ formuliert die DGPPN dringende Handlungsaufforderungen an die Politik. Dazu gehört etwa die Berücksichtigung der steigenden Bedarfe im psychiatrischen Sektor, die Umsetzung der WHO-Richtwerte für Luftschadstoffe sowie die Prävention und Förderung psychischer Krankheiten – auch außerhalb des Gesundheitssektors. „Es geht darum, diese Zusammenhänge so zu kommunizieren, dass sie in der Mitte der Gesellschaft ankommen“, sagt der Wirtschaftsjournalist Dr. Eckart von Hirschhausen. „Die Klimakrise ist real und gefährlich.“ Nach Auffassung von Prof. Mazda Adli, Chefarzt der Fliedner Klinik Berlin, sei man derzeit nicht auf die Zunahme psychischer Belastungen der Bevölkerung vorbereitet

Die DGPPN fordert überdies eine Verbesserung des Behandlungssystems. Sie schlägt eine Katastrophenschnellhilfe, Spezialambulanzen für Krisen des Klimawandels und verstärkte Aufklärung vor. „Wir brauchen eine Klimaedukation, die die Menschen erreicht, motiviert und mitnimmt“, betont Prof. Adli.
Mit einer „Selbstverpflichtung der Psychiatrie“ strebt die DGPPN Klimaneutralität bis 2030 an. Weitere Handlungsempfehlungen werden in einem Positionspapier „Klimawandel und Psyche“ dargestellt, das als Leitlinie dienen soll.

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