Krankenhaus Rating ReportKliniken gehen die Reserven aus
Essen (pag) – Jedes sechste Krankenhaus ist von Insolvenz bedroht. Die Liquiditätsreserven vieler Kliniken reichen gerade einmal für zwei Wochen. Das sind Erkenntnisse des 21. Krankenhaus Rating Reports des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des Institute for Healthcare Business.
„Die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser war noch nie so angespannt“, hält RWI-Gesundheitsexperte Prof. Boris Augurzky, Mitautor des Reports, der das Jahr 2023 beleuchtet, fest. 43 Prozent verbuchten einen Jahresverlust. Die stationäre Fallzahl steige allerdings um 2,4 Prozent an. Einen Anteil daran hätten die Hybrid-DRGs, von denen rund 300.000 erbracht worden seien. Im Berichtsjahr stellten die Länder neun Prozent mehr (insgesamt fast 3,9 Milliarden Euro) Investitionsmittel zur Verfügung. Den Substanzverzehr, insbesondere im Osten, könne das Geld aber nicht aufhalten. Die Häuser dort würden jedoch höher geratet als die Häuser im Westen. Insbesondere Bayern und Baden-Württemberg schnitten schlecht ab. Kliniken in privater und freigemeinnütziger Trägerschaft stünden überdies deutlich besser da als öffentlich-rechtliche Einrichtungen.
Die Autoren rechnen vor Scharfschaltung der Vorhaltefinanzierung weiterhin mit einem Anstieg der stationären Fallzahlen. Danach dürften ambulante Angebote im Krankenhaus attraktiver werden, wodurch die stationäre Fallzahl wieder sinken könnte. Gleichzeitig geht der Report von einer stärkeren Nutzung der Hybrid-DRGs aus. Fließen die vier Milliarden Euro Sofort-Transformationskosten, die im Kabinettsentwurf des Bundeshaushalts veranschlagt worden sind, könnte der Anteil der Kliniken mit Jahresverlusten auf 23 Prozent im Jahr 2025 und 25 Prozent in 2026 zurückgehen.
Die Autoren mahnen zu Strukturreformen, zum Beispiel in der Notfallversorgung und der Patientensteuerung (Primärarztsystem). Augurzky und Co. regen außerdem an, das Pflegebudget wieder in DRGs oder Vorhaltebudget einzugliedern. Außerdem sollten Kliniken stärker für die fachärztliche Versorgung geöffnet werden. Ein Heil sehen die Experten in Regionalbudgets: Regionen bekommen ein festes Budget und stehen bei der Versorgung im Wettbewerb miteinander.