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19.05.2021

Corona Kontroverse um Intensivstationen und Krankenhausfinanzierung
 

Berlin (pag) – Die Kritik des Arztes und Gesundheitsökonomen Prof. Matthias Schrappe an den Kliniken sorgt für Empörung. Der Marburger Bund, die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) weisen die Vorwürfe in einer gemeinsamen Stellungnahme zurück.

In einem Interview mit „Die Welt“ kritisiert Schrappe Unstimmigkeiten beim Umgang der Kliniken mit staatlichen Fördergeldern. Zusammen mit neun weiteren Wissenschaftlern hat der ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrats Gesundheit eine Stellungnahme zur Lage der deutschen Intensivstationen veröffentlicht. Das 32-seitige Papier legt Manipulationen von offiziellen Statistiken, Subventionsbetrug und eine zweifelhafte Verwendung von Fördermitteln nah. Im Interview mit der Zeitung sagt Schrappe etwa: „Es gab in den Krankenhäusern offensichtlich die Tendenz, Patienten ohne Not auf die Intensivstationen zu verlegen – während der Pandemie.“ Im Rückblick tun sich für ihn Fragezeichen auf, ob da „redlich gespielt wurde“.

Als Reaktion auf das Papier spricht der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands von einem unpräzisen Schuss aus der Hüfte, der die Arbeit von Ärzten und Pflegekräften auf den Intensivstationen diskreditiere. „Es ist eher peinlich als nützlich, was hier abgeliefert wurde.“ Viele der Vorwürfe Schrappes basierten auf Fehleinschätzungen und mangelnder Kenntnis der tatsächlichen Lage in Kliniken, heißt es in der Reaktion von Marburger Bund, DIVI und DKG. In der gemeinsamen Stellungnahme wird unter anderem der Rückgang der Intensivbettenzahl im weiteren Verlauf des Jahres begründet. Auch gegen den Vorwurf der ungerechtfertigten Angstmache wehren sich die Akteure: Es ging vor allem um die Versorgung schwerkranker Patienten, Krankenhäuser vor der Überlastung zu bewahren und auf extrem steigende Patientenzahlen dennoch vorbereitet zu sein. „Diese Situation retrospektiv mit dem heutigen Wissen zu bewerten, wird den damaligen Entscheidungsnotwendigkeiten nicht gerecht.“

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