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10.08.2021

Studie Krebsgenomsequenzierung für krebskranke Kinder

Heidelberg (pag) – Bei krebskranken Kindern mit einem Rückfall können Krebsgenomanalysen helfen, genauere Diagnosen zu stellen, eine passende Therapie zu finden und das Fortschreiten der Krankheit hinauszuzögern. Das zeigen die Ergebnisse der Studie INFORM des Hopp-Kindertumorzentrums Heidelberg (KiTZ). Sie ermittelt erstmalig systematisch den Nutzen molekularer Präzisionsonkologie bei Kindern.

„Insgesamt konnten wir bei 225 der insgesamt 519 Patienten genetische Zielstrukturen identifizieren, die prinzipiell therapierbar sind“, sagt KiTZ-Wissenschaftler und Kinderonkologe Dr. Cornelis van Tilburg. Bei 42 Patienten wurden die Zielstrukturen als „sehr geeignet“ eingestuft. Die Hälfte dieser Patienten erhielten auf Empfehlung ihres behandelnden Arztes daraufhin eine zielgerichtete Krebstherapie. Im Vergleich zu allen anderen Patienten ließ sich die Zeit ohne Fortschreiten der Krebserkrankung damit verdoppeln. Bei acht Prozent konnte zudem die genaue Tumorform auf Basis der Genomanalyse festgestellt werden. Darüber hinaus wurde bei 39 der Patienten eine familiär bedingte genetische Veranlagung für die Krebserkrankung festgestellt, die in Beratungsangebote und Vorsorgeprogramme für Familien einfließen.

Die Ergebnisse der Studie sind für KiTZ-Direktor Prof. Stefan Pfister ein erster wichtiger Schritt, um zu zeigen, dass einige Betroffene von modernen Krebsgenomanalysen profitieren können. „Idealerweise sollten die molekularen Diagnosen jedoch nicht erst bei einem Rückfall als letzte Hoffnung zum Einsatz kommen.“ Bei den meisten der jungen Krebspatienten sei die Krankheit dann schon sehr weit fortgeschritten. Biete man den Patienten mit besonders hohem Rückfallrisiko bereits zu einem früheren Zeitpunkt eine auf sie zugeschnittene Therapie an, wären diese höchstwahrscheinlich deutlich effektiver.

Um die Präzisionsonkologie bei Kindern optimal einzusetzen, fehle es insbesondere an klinischen Studien mit neuen Medikamenten speziell für Kinder. Künftig sollen Patienten mit bestimmten Zielstrukturen daher vermehrt die Möglichkeit erhalten, an klinischen Studien mit besonders vielversprechenden Medikamentenkombinationen teilzunehmen. Das KiTZ plant eine Reihe klinischer Studien für junge Patienten.

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