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11.08.2020

Corona Laborärzte kritisieren neue Testverordnungen

Berlin (pag) – Die Testkapazitäten in den medizinischen Laboren steigen weiter an, dennoch warnen die Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) vor einer Überlastung. Sie haben Zweifel an der neuen Teststrategie.

Anlasslose Tests für jedermann seien aus medizinischer und epidemiologischer Sicht nicht sinnvoll, verkünden die ALM-Vertreter um Vorstandschef Dr. Michael Müller bei einer Online-Pressekonferenz. Dass seit Kurzem jeder Reiserückkehrer Anspruch auf einen Test auf Sars-CoV-2 hat und Einreisende aus Risikogebieten mittlerweile sogar dazu verpflichtet sind, sich einem solchen Test zu unterziehen, sorgt bei Müller für Unverständnis. „Ich kann nicht erkennen, warum das Reisen ein Anlass sein soll“, sagt er. Wer sich im Ausland an Abstands- und Hygieneregeln halte, müsse nicht getestet werden. Stattdessen sollten wieder vermehrt vulnerable, symptomatische und Kontaktpersonen in den Fokus genommen werden.
Laut Daten des Robert Koch Instituts (RKI) ist die Zahl der wöchentlichen Tests bis zur Kalenderwoche 31 auf knapp 574.000 angestiegen, für die zurückliegende 32. Kalenderwoche vermelden allein die an ALM meldenden Labore bereits rund 656.000 Tests und damit einen absoluten Höchstwert. Während die Auslastung der Test-Kapazitäten in den zurückliegenden Monaten zwischenzeitlich auf rund ein Drittel geschrumpft war, liegt sie laut ALM-Berechnung derzeit bei 67 Prozent. Ein Trend, der die Vorstände offenbar beunruhigt. Prof. Jan Kramer warnt bereits vor einer „Kapazitätsüberlastung“ und auch Müller weist darauf hin, dass die Kapazitäten, die laut RKI derzeit bei rund 1,2 Millionen in der Woche liegen, weder kurz- noch langfristig „beliebig steigerbar“ seien. Zudem müssten in den Laboren Engpässe an anderer Stelle vermieden werden, ergänzt Vorstandskollege Wolf Frederic Kupatt. Angesichts der deutlich gestiegenen Belastung seien die Mitarbeiter in den Laboren bereits zunehmend gefordert, ihre „Stammkundschaft“ nicht aus den Augen zu verlieren.