OnkologieLeitlinien als öffentliches Gut erhalten
Berlin (pag) – Das Leilinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG), der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Deutschen Krebshilfe ist ein Erfolgsmodell: S3-Leitlinien bilden das bestmöglich evidenzbasierte Wissen in der Krebsbehandlung ab. Aber ist die Finanzierung weiterhin gesichert? Das diskutieren Experten auf dem Brennpunkt Onkologie der DKG.
Aktuell existieren 34 onkologische Leitlinien, die im Rahmen des Programms erstellt wurden. Bei jeder haben durchschnittlich 62 ehrenamtlich arbeitende Experten aus 33 verschiedenen onkologischen Fachgesellschaften bei der Erstellung mitgewirkt. Ein enormer Aufwand, der die Frage aufwirft, wie diese Arbeit auch künftig nachhaltig gefördert, finanziert und weiterentwickelt werden kann.
Der DKG-Generalsekretär Dr. Johannes Bruns erinnert: Anfang der Nullerjahre waren fast alle Leitlinien von Pharmafirmen finanziert. Beim Leitlinienprogramm Onkologie sei es deswegen wichtig gewesen, dass drei gemeinnützige Institutionen den Start machten. Er sieht die Leitlinien als ein „öffentliches Gut“ an. Heute sei es aber eine offene Frage, wie man diesen öffentlichen Wert nachhaltig erhalte.
Das findet auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, der explizit klarstellt: „Wir denken nicht ansatzweise darüber nach, auszusteigen.“ Das Programm wird seit 2008 vollständig von der Deutschen Krebshilfe mit bisher insgesamt 17,5 Millionen Euro finanziert. Langfristig sei beispielsweise auch ein finanzieller Beitrag der GKV denkbar, aber nur, wenn die aktuellen Strukturen des Programms in ihrer Unabhängigkeit erhalten blieben.
DKG-Vorstand Prof. Thomas Seufferlein sieht an anderer Stelle Diskussionsbedarf: „Die Nachwuchsgewinnung ist die wesentliche Zukunftsaufgabe für das Leitlinienprogramm.“ Man müsse nicht nur in Studium und Ausbildung mehr werben, sondern es gehe darum, jungen Ärzten eine aktive und beteiligende Rolle in der Leitlinienerstellung zu ermöglichen. „Das heißt, wir müssen Karriereperspektiven eröffnen“, spricht er sich für eine größere Honorierung der Leitlinienarbeit auch durch die Fachgesellschaften aus.