Direkt zu:

30.10.2019

Staatsanwaltschaft Lunapharm: Anklage gegen Geschäftsführerin erhoben

Potsdam (pag) – Im Fall des Brandenburger Pharmahändlers Lunapharm hat die Staatsanwaltschaft Potsdam Anklage erhoben. Die Geschäftsführerin soll sich wegen gemeinschaftlichem gewerbsmäßigen Handels mit gefälschten Arzneimitteln verantworten.

Lässt das Landgericht Potsdam die Anklage zu und eröffnet das Hauptverfahren, wird die Lunapharm-Chefin zusammen mit dem deutschen Betreiber einer in Griechenland ansässigen Apotheke auf der Anklagebank sitzen. Ihnen werden in 23 Fällen Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz vorgeworfen. Verantworten muss sich außerdem ein dritter Angeschuldigter, dem drei selbstständige Beihilfehandlungen zur Last gelegt werden. Sollte es zu einer Verurteilung kommen, drohen den Angeklagten Freiheitsstrafen von einem bis zu zehn Jahren.
In der Anklage wird nach einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft dem Trio vorgeworfen, Lunapharm durch die griechische Apotheke mit Arzneimitteln beliefert zu haben, obwohl diese über keine Großhandelserlaubnis verfügte. „Den tatsächlichen Vertriebsweg verschleierten sie dabei durch Rechnungen und Lieferscheine eines in den Lieferweg gar nicht eingebundenen zyprischen Arzneimittelgroßhändlers“, heißt es. Zwischen Mai 2017 und Juli 2018 bezog Lunapharm auf diese Weise Medikamente im Wert von 1,1 Millionen Euro. Der Großteil der Ware sei mit Gewinn an Kunden weiterveräußert worden.
Laut Staatsanwaltschaft sind bei Lunapharm und „weiteren Einziehungsbeteiligten“ Vermögenwerte von rund 891.000 Euro vorläufig gesichert worden, das entspricht der Höhe der erwirtschafteten Erlöse. Da es bei den Medikamenten auch um in Kliniken gestohlene Arzneimittel gegangen sein soll, ermittelt die Staatsanwaltschaft immer noch wegen gewerbsmäßiger Hehlerei.

Im August 2018 war die damalige Brandenburger Gesundheitsministerin Diana Golze nach Berichten im Fernsehen über die angeblichen Vorgänge bei Lunapharm von ihrem Amt zurückgetreten, weil das Landesgesundheitsamt gegen den illegalen Handel trotz Hinweisen nicht eingeschritten sein soll. Anfang 2019 entzog das Gesundheitsministerium dem Pharmahändler dauerhaft die Herstellungs- und Großhandelserlaubnis. Das Unternehmen hat unlängst eine PR-Agentur eingeschaltet, mit deren Hilfe es sich gegen die Vorwürfe wehren will. Gegen den TV-Sender RBB hat es geklagt.

Verwandte Artikel