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29.08.2018

Medikamentenhandel Lunapharm-Skandal: Golze tritt zurück

Berlin/Potsdam (pag) – Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) zieht die Konsequenzen aus dem Lunapharm-Skandal und tritt zurück. Dieser hat in den vergangenen Tagen immer größere Dimensionen angenommen. Unterdessen sinniert Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auch angesichts des Valsartan-Skandals über Gesetzesänderungen.

Brandenburgs Gesundheitsministerium legt den vorläufigen Untersuchungsbericht zum Lunapharm-Skandal um gestohlene und wahrscheinlich gefälschte Medikamente vor. Danach hätte „der Aufsichtsbehörde spätestens im März 2017 ausreichend Erkenntnisse vorgelegen, um die betreffenden Medikamente in Quarantäne zu nehmen und auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen“, so das Ministerium. Das ist aber nicht passiert. Die Gründe seien strukturelle, organisatorische und personelle Mängel in der Fachaufsicht im Ministerium und in der Aufsichtsbehörde im Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit. Golze übernimmt dafür die Verantwortung. Medienberichten zufolge leitet Brandenburgs Justizminister Stefan Ludwig (Linke) vorläufig das Amt.

Unterdessen denkt Minister Spahn über Veränderungen im Austausch zwischen Bund und Ländern nach: „Wir schauen uns an, wie wir das Zusammenspiel zwischen den Behörden verbessern können“, sagt er. Gesetzesänderungen seien nicht ausgeschlossen, damit gegebenenfalls das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte schneller agieren könne. Über diese Thematik diskutieren auch Vertreter von Ärzten, Patienten, Arzneimittelkommissionen und Apothekern bei einem Termin im Bundesgesundheitsministerium mit Staatssekretär Lutz Stroppe.

Die im Fokus stehende griechische Apotheke soll allein zwischen 2013 und 2016 Medikamente für mehr als 20 Millionen Euro an Lunapharm geliefert haben. Der Handel zwischen dem Brandenburger Unternehmen und der Apotheke sei zudem bis mindestens März 2018 weitergegangen, berichtet das ARD-Magazin „Kontraste“. Davon will Golze nichts gewusst haben.
Die Spuren lassen laut Medienberichten auf ein „paneuropäisches Netzwerk“ schließen. Der Betreiber der griechischen Apotheke, ein Deutsch-Ägypter, solle auch regen Handel in der Schweiz betrieben haben. Laut „Kontraste“ habe das dort ansässige Unternehmen Roche Strafanzeige gegen Lunapharm gestellt. Roche produziert die Krebsmedikamente Avastin und Mabthera, die Lunapharm in Umlauf gebracht hat. In Deutschland und der Schweiz habe es mehrere Razzien gegeben, ist weiteren Berichten zu entnehmen.
Laut Brandenburgischem Gesundheitsministerium können gesundheitliche Folgen für Patienten weder bestätigt noch ausgeschlossen werden.