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17.06.2019

Gesundheitsausschuss Mehr Frauen an die Spitze

Berlin (pag) – Gesundheits- und Sozialexperten befürworten grundsätzlich einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen der Selbstverwaltung. Verbindliche Frauenquoten werden aber bei einer Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages kritisch gesehen.

Die Grünen-Fraktion fordert in einem Antrag (BT-Ds. 19/4855) verbindliche Vorgaben für die Besetzung von Spitzenfunktionen im Gesundheitswesen. Frauen seien in Führungspositionen stark unterrepräsentiert – bei Krankenkassen und ihren Verbänden, Organisationen der Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie weiteren Organisationen der Selbstverwaltung. Dies stehe im Gegensatz zum hohen Frauenanteil bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen. Zur Evidenzbasierung: In der Antwort auf eine Kleine Anfrage von Bündnis90/Die Grünen hat die Bundesregierung im Februar 2018 umfassende Zahlen zur Repräsentanz von Frauen in Selbstverwaltungsgremien vorgelegt.
Die Grünen fordern eine angemessene Repräsentanz in den Verwaltungsräten der gesetzlichen Krankenkassen und den Vertreterversammlungen der Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen sowie den Spitzenverbänden der Selbstverwaltungskörperschaften auf Bundesebene. Der Tenor der Anhörung lautet: Abläufe sollten anders organisiert werden, um so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern. Eine Quote lehnen sowohl der Arbeitgeberverband BDA wie auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung ab. Die Einzelsachverständige Antje Kapinsky verweist dagegen auf wissenschaftliche Studien, die den Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil in entscheidenden Positionen und den medizinischen Entscheidungen klar belegen. Eine stärkere Beteiligung von Frauen führe zu signifikant besseren Ergebnissen. Laut der Gewerkschaft verdi wird der Frauenanteil in den Selbstverwaltungsgremien durch die Zusammensetzung konkurrierender Listen entscheidend beeinflusst. Sei eine Liste mit Frauenquote aufgestellt, könne der Wahlerfolg anderer, männerdominierter Listen im Ergebnis dazu führen, dass Frauen unterrepräsentiert sind. Es falle auf, dass die Arbeitgeber überwiegend männliche Repräsentanten in die gemeinsam selbstverwalteten Gremien entsenden.