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02.05.2018

Leopoldina Mehr Geld für Traumahilfe bei Flüchtlingen

Berlin (pag) – Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht traumatische Ereignisse erlebt haben und psychisch belastet sind, sollten geschulte Berater zur Seite gestellt bekommen und therapeutisch besser versorgt werden. Länder und Kommunen sollten mehr Geld dafür in die Hand nehmen. Das fordern die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. 

Flüchtlinge erleben häufig vor und während der Flucht Gewalt und lebensbedrohlichen Situationen oder wurden Zeugen von solchen traumatisierenden Ereignissen. Bei vielen Betroffenen führt dies zu psychischem und körperlichem Leid. Ein Teil der Flüchtlinge ist dadurch nicht in der Lage, den Alltag zu bewältigen, soziale Beziehungen einzugehen, eine neue Sprache zu erlernen und sich in die Gesellschaft zu integrieren. Darauf weisen die Leopoldina und die Akademie der Wissenschaften in ihrer Stellungnahme „Traumatisierte Flüchtlinge – schnelle Hilfe ist jetzt nötig“ hin.
Effektive psychosoziale Hilfe müsse rechtzeitig ansetzen, damit Sprachkurse und die Integration in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt gelingen können. Die Experten empfehlen, allen Flüchtlingen direkt nach der Aufnahme in den Unterkünften der Kommune ein wissenschaftlich validiertes Screening anzubieten, um einen möglichen Behandlungsbedarf erkennen zu können.

Experten empfehlen ein differenziertes Unterstützungs- und Versorgungsmodell

Da nicht alle traumatisierten Flüchtlinge eine vollumfängliche Psychotherapie brauchen, wird ein differenziertes Unterstützungs- und Versorgungsmodell empfohlen, das niederschwellige Unterstützungsmaßnahmen und professionelle psychotherapeutische Angebote miteinander verbindet. Bei der Umsetzung von niederschwelligen Maßnahmen spielen Peer-Berater – Personen mit Migrationshintergrund oder eigenen Fluchterfahrungen – eine zentrale Rolle. Sie teilen den kulturellen Hintergrund und die Sprache mit den Betroffenen, sind aber auch mit den Gegebenheiten in Deutschland vertraut. Sie begleiten, vermitteln und dolmetschen. Nach entsprechender Schulung können sie frühzeitig Handlungsbedarf erkennen und niederschwellige Angebote empfehlen.
Schwer traumatisierte Flüchtlinge benötigen eine psychotherapeutische Behandlung. Die Akademien empfehlen aber, unter Fallverantwortung eines approbierten Therapeuten, Peer-Berater nach einer intensiven Schulung auch bei dieser Behandlung unterstützend einzusetzen. Für die Umsetzung der Maßnahmen seien Länder und Kommunen in der Pflicht und müssten mehr Geld in die Hand nehmen.