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27.08.2021

DDG Mehr politischer Wille für Diabetes-Prävention

Berlin (pag) – Die Prävention von nicht-übertragbaren Krankheiten wie Diabetes muss von der Politik ebenso aktiv vorangetrieben werden wie derzeit die Prävention von COVID-19. Das fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Prävention sei eine Investition in die Zukunft einer gesamten Gesellschaft, die sich auszahlen wird – auch ökonomisch. „Das gelingt derzeit nur unzureichend“, kritisiert die DDG.

In der nächsten Legislaturperiode muss nach den Vorstellungen der Fachgesellschaft die Diabetesprävention gestärkt und das Präventionsgesetz weiterentwickelt werden.

Neun Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland leide derzeit an Diabetes Typ 2, die Tendenz steige weiter. Betroffene haben ein erhöhtes Risiko auch andere Krankheiten zu entwickeln – Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz oder Erblindung gehören zu den häufigsten Folgen. Das reduziere die Lebensqualität dieser Menschen dramatisch und verursache erhebliche Kosten im Gesundheits- und Sozialsystem. Der DDG zufolge könnte selbst bei Menschen mit hohem Diabetesrisiko dieses um die Hälfte reduziert werden. Das gelinge jedoch nur über gesamtgesellschaftliche Maßnahmen und gezielte individuelle Präventionsmaßnahmen.

„Alle bisherigen Präventionsanstrengungen sind gescheitert, weil sie nicht die Menschen erreichen, die sie erreichen sollten. Sonst würde die Zahl der Erkrankten nicht ungebremst steigen“, sagt DDG-Geschäftsführerin Barbara Bitzer. Sie fordert eine verbindliche Lebensmittelkennzeichnung und eine „gesunde Mehrwertsteuer“, die gesunde Lebensmittel mit geringem Anteil an Zucker, Fetten und Salz steuerlich entlastet. „Nur so erreichen wir auch die sozial benachteiligten Menschen, die ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an Diabetes zu erkranken.“ Diabetes sei keine Wohlstandskrankheit.

„Heute haben wir eine präventive Unterversorgung bei den Hochrisikogruppen und eine Überversorgung bei jenen, die nie einen Diabetes entwickeln werden“, konstatiert DDG-Vizepräsident Prof. Andreas Fritsche. Dieses Präventionsdilemma müsse bei der Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes berücksichtigt werden. „One size fits all passt in der Diabetologie nicht.“