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22.05.2020

Versorgungsmonitor Mehr psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert

Berlin (pag) – Die Zahl der unter 18-Jährigen, bei denen Kinder- und Jugendärzte eine psychosoziale Auffälligkeit diagnostiziert haben, ist zwischen 2010 und 2017 stark angestiegen. Antibiotika werden dagegen deutlich weniger verordnet. Das zeigt der „Versorgungsmonitor Ambulante Kinder- und Jugendmedizin“.

Der Bericht wird vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) und dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) herausgegeben. Der Analyse zufolge nehmen Anpassungsstörungen bei Kindern um 39 Prozent zu, Entwicklungsstörungen um 37 Prozent und Störungen des Sozialverhaltens um 22 Prozent. Dagegen sind insbesondere Bronchitis-Erkrankungen deutlich seltener festgestellt worden. Einen massiven Rückgang gibt es auch bei den Antibiotika-Verordnungen: Deren Verschreibungshäufigkeit ist von 64 Prozent im Jahr 2010 auf 46 Prozent in 2016 gesunken. Datengrundlagen für den Bericht sind die vertragsärztlichen Abrechnungs- sowie Arzneiverordnungsdaten.
Behandlungsanlässe in der Pädiatrie verschieben sich immer stärker „von akuten zu chronischen, von somatischen zu psychischen Erkrankungen“, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Für BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach bedeuten die hohen Zahlen von Patienten, die wegen psychischer Störungen in die Praxen kommen, allerdings nicht zwingend, dass es unter Kindern und Jugendlichen einen Anstieg psychischer Erkrankungen gibt. „Die Entwicklung geht sicher auch auf einen offeneren Umgang mit psychischen Erkrankungen zurück.“

Die Zahl der Behandlungsfälle ist zwischen 2010 und 2017 bei Kinder- und Jugendärzten von 24,7 Millionen auf 26,7 Millionen angestiegen. Im gleichen Zeitraum hat die Zahl dieser Fachärzte von 7.500 auf 8.200 zugenommen. Allerdings arbeiten viele von ihnen in Teilzeit. Wenn man das berücksichtigt, hat die Anzahl der Kinder- und Jugendärzte zwischen 2010 und 2017 von 88,5 auf 79,6 pro 100.000 behandelter Kinder abgenommen.