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24.02.2022

ReportMehr Psychopharmaka-Verordnungen bei Kindern

Hamburg (pag) – Immer mehr Schulkinder und Jugendliche bekommen Psychopharmaka verschrieben. Das zeigen Daten aus dem Report „Kinder und Arzneimittel“ der Techniker Krankenkasse (TK). Kassen-Chef Dr. Jens Baas spricht von einer „beunruhigenden Größenordnung“. Positive Entwicklungen gibt es beim Impfen.

48,4 Prozent der 2018 geborenen TK-versicherten Kinder haben bis zu ihrem zweiten Geburtstag alle empfohlenen Impfungen gegen Masern, Keuchhusten und Co. komplett erhalten. 48,3 Prozent waren teilweise geimpft, ihnen fehlte also mindestens eine Impfung beziehungsweise Teilimpfung. 3,2 Prozent wurden bis zum zweiten Geburtstag gar nicht geimpft. „Das erste Pandemiejahr hatte keinen negativen Effekt auf die Impfquoten“, hebt Baas hervor. Die Quoten der 2018 geborenen Kleinkinder seien mit denen der 2017 und 2016 geborenen vergleichbar, die Quote der komplett ungeimpften Kinder sei leicht gesunken. Bei den im ersten Halbjahr 2019 geborenen Kinder stieg die Durchimpfungsquote auf 51,9 Prozent, die Quote der Ungeimpften sank weiter auf 2,8 Prozent.

Bei den 6- bis 11-Jährigen stieg der Anteil derjenigen, die Psychopharmaka verordnet bekommen,von 2,3 Prozent im Jahr 2017 auf 2,6 Prozent in 2020, bei den 12- bis 17-Jährigen im selben Zeitraum von 3,5 Prozent auf 4,3 Prozent. Am häufigsten werden Mittel zur Behandlung von ADHS verordnet, sie machen bei Schulkindern und Jugendlichen 70 Prozent der Psychopharmaka-Verordnungen aus. Von ADHS sind Jungen in beiden Altersgruppen deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen ist ein Anstieg der Verordnungen von Antidepressiva zu beobachten: von 1,1 Prozent der TK-versicherten Mädchen in 2017 auf 1,6 Prozent in 2020.

Der Report zeigt außerdem, welche Arzneimittel Kindern unter zwölf Jahren am häufigsten verschrieben werden. Zu den am häufigsten verordneten Wirkstoffen gehören unter anderem die Fieber- und Schmerzmittel Ibuprofen und Paracetamol, Mittel gegen Erkältungen und Mittel für den Knochenaufbau. Ein Corona-Effekt ist deutlich bemerkbar. Den TK-versicherten Kindern wurden im ersten Pandemiejahr 2020 insgesamt fast 40 Prozent weniger Arzneimittelpackungen verordnet.

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