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16.08.2021

Praxis Mit digitalen Mitteln gegen die Impfmüdigkeit

Berlin (pag) – Das Thema Impfen steht durch Covid-19 im Fokus wie selten zuvor. Doch bei den meisten Krankheiten besteht Nachholbedarf. Im Rahmen eines Kongresses der Fachzeitschrift Monitor Versorgungsforschung erörtern Experten, wie gerade unter älteren Patienten die Impfquote gesteigert werden könnte.

Die Zahlen des Robert Koch-Instituts für 2020 sind alarmierend: Trotz Empfehlung der Ständigen Impfkommission haben gerade mal knapp 39 Prozent der über 60-Jährigen die Impfung gegen Influenza erhalten, selbst bei den Hochaltrigen liegt die Quote unter 50 Prozent. Bei den Pneumokokken (24 Prozent) und Herpes Zoster (0,7 Prozent) sieht es sogar noch schlechter aus.

Dass es möglich ist, das zu verändern, berichtet die Berliner Hausärztin Dr. Irmgard Landgraf. In ihrer Praxis lägen die Impfquoten deutlich über dem Durchschnitt. Dafür verantwortlich sind vor allem standardisierte Organisationsprozesse, digitale Unterstützungsprogramme und die regelmäßige Ansprache der Patienten und Patientinnen. Zur Stärkung der Impfkompetenz innerhalb des Praxisteams habe sich eine ihrer Mitarbeiterinnen zudem zur Impfassistentin fortbilden lassen. Gerade für jene Patienten, die über keinen Hausarzt verfügen, brauche es jedoch noch weitere Ansätze, um die Impfbereitschaft zu erhöhen, meint Susanne Dolfen, Bereichsleiterin Ambulante Versorgung bei der AOK Nordost. Sie setzt in dieser Hinsicht auf den digitalen Impfpass, der ab dem 1. Januar 2022 Teil der elektronischen Patientenakte werden soll. „Der Impfpass muss eine Erinnerungsfunktion enthalten und digitales Terminmanagement ermöglichen“, fordert Dolfen. Auf diesem Wege ließen sich auch jene erreichen, die die Impfungen sonst vergessen.

Einer anderen Patientengruppe widmet sich derweil das Brandenburger „Bündnis gesund älter werden“. Im Fokus der zuständigen AG Impfschutz bei älteren Menschen stehen vor allem die besonders vulnerablen Gruppen. Zum Schutz von Menschen, die in stationären Pflegeeinrichtungen untergebracht sind, hat das Bündnis unter anderem eigens eine Handreichung herausgebracht, die auch Hausärzte in die systematische Aufklärungs- und Impfstrategie einbezieht.

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