DiskussionsrundeModerne Pathologie ist in der Vergütung nicht abgebildet
Berlin (pag) – „Ohne Pathologie gibt es keine Krebstherapie“, lautet die Überschrift einer Diskussionsrunde auf dem Bundeskongress Pathologie Ende November. Klar wird: Diese kleine medizinische Fachdisziplin steht unter erheblichem Druck, denn die immer komplexer werdenden diagnostischen Methoden sind im Honorarsystem nicht abgebildet.
Dass die Krebstherapie sich immer weiter hin zur personalisierten Medizin entwickelt, ist deshalb möglich, weil molekulardiagnostische und andere neue diagnostische Verfahren zur zielgenauen Therapie führen. Die sogenannte stratifizierte Medizin, die zum Beispiel Patienten vor für sie nicht wirkungsvollen Behandlungen schützt, ist ohne die vorgeschaltete moderne Pathologie nicht möglich. Prof. Karl-Friedrich Bürrig, scheidender Präsident des Berufsverbandes Deutscher Pathologinnen und Pathologen (BDP), sieht das Fach „zunehmend degradiert“. Er nennt Honorar- und Leistungskürzungen oder die Nicht-Berücksichtigung der Pathologie in der Krankenhausreform.
Der Onkologe Prof. Sebastian Stintzing (Berliner Charité) betont, dass Klinik und Pathologie noch stärker als bisher ins Gespräch kommen müssen. Er mahnte zudem, sich in der Kostendebatte nicht blenden zu lassen. Ein metastasierter Krebspatient koste durchschnittlich 250.000 Euro in der Behandlung. Dagegen seien die Kosten für die initiale pathologische Diagnostik verschwindend gering. Bürrig rechnet vor, dass diese bei einem Dickdarmkarzinom nach EBM rund 155 Euro kostet. Werden bedarfsweise weitere molekularpathologische Untersuchungen durchgeführt, kommen circa 720 Euro hinzu. Zum Vergleich: Ein Krebsmedikament kostet je Verordnung durchschnittlich 1.400 Euro.
FDP-Bundestagsmitglied Prof. Andrew Ullmann sieht zwar, dass innovative Diagnostik finanziert werden muss. Er hinterfragt aber grundsätzlich den Umfang medizinischer Leistungen und stellt die Systemfrage, „was wir uns in Zukunft alles noch leisten können wollen“. Franz Knieps vom BKK Dachverband empfiehlt der Pathologie, neue Partner für ganzheitliche Lösungen zu suchen. Die Trennung zwischen ambulant und stationär habe sich seit Langem überholt. Dr. Johannes Bruns von der Deutschen Krebsgesellschaft sieht eine Möglichkeit, das Budget für die Pathologie in §116 b SGB V, der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung – kurz ASV – zu verankern. „Die Pathologen stehen am Anfang der Patient Journey. Wenn Dinge am Anfang nicht gut laufen, dann werden sie hinten nicht mehr korrigiert werden können“, meint Bruns. Deshalb müsse man die prozessorale Diskussion aufmachen und nicht die Diskussion um einzelne Tests.