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27.05.2021

Stellungnahme Neubewertung des Embryonenschutzes in Deutschland?

Berlin (pag) – In der Stellungnahme „Neubewertung des Schutzes von In-vitro-Embryonen in Deutschland“ empfehlen Leopoldina und Akademienunion, Embryonenforschung für hochrangige Forschungsziele im Einklang mit internationalen ethischen Standards künftig zu ermöglichen. Der dafür erforderlichen Rechtsrahmen sollte neu diskutiert werden.

In Deutschland gibt es jedes Jahr eine Vielzahl von Embryonen, die im Rahmen einer fortpflanzungsmedizinischen Behandlung entstanden sind, von der biologischen Mutter aber nicht mehr ausgetragen werden, etwa, weil die Familienplanung abgeschlossen ist. Diese sogenannten überzähligen Embryonen dürfen nur für Paare mit Kinderwunsch gespendet oder müssen verworfen werden. Eine Spende für die Forschung ist verboten. Viele wissenschaftliche Fragen zur Embryonalentwicklung, Krankheitsentstehung, Fortpflanzungsmedizin oder Anwendungen von embryonalen Stammzellen für regenerative und personalisierte Therapien lassen sich nur durch Forschung mit frühen menschlichen Embryonen beantworten. Die Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften empfehlen, diese Forschung für hochrangige Forschungsziele künftig auch in Deutschland zu ermöglichen und Paaren die Embryonenspende für die Forschung zu erlauben. Eine unabhängige Beratung im Vorfeld soll sicherstellen, dass die Betroffenen eine informierte Entscheidung treffen können.

Die Neubewertung des Embryonenschutzes erfordert ein gesetzliches Regelwerk, das auch sich abzeichnende wissenschaftliche Entwicklungen berücksichtigt, so die Autoren der Stellungnahme. Notwendigkeit und Zulässigkeit der Forschungsvorhaben sollte durch ein unabhängiges Gremium transparent bewertet und überprüft werden. Bereits heute finden Ergebnisse aus der Embryonenforschung im Ausland eine breite Anwendung in der Fortpflanzungsmedizin in Deutschland, etwa bei der In-vitro-Fertilisation oder der Präimplantationsdiagnostik. Ein entsprechender Rechtsrahmen würde in Deutschland tätigen Wissenschaftlern die Möglichkeit geben, mehr zu dieser Forschung und ihren Standards beizutragen.

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