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27.10.2021

RWI Neuer Frühindikator für Belastung des Gesundheitswesens

Essen (pag) – Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung schlägt die „risikoadjustierte Inzidenz“ als alternativen Frühindikator für die Belastung des Gesundheitswesens vor. Sie prognostiziere auf Basis einer einfachen Methode relativ genau die zu erwartende Krankenhausauslastung.
 

Eine hohe Impfquote unter den vulnerablen, älteren Bevölkerungsgruppen hat die Bedeutung der 7-Tage-Inzidenz für das Gesundheitswesen stark verändert. Der Bundestag machte deshalb Ende des Sommers die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz zum wesentlichen Maßstab für künftige Maßnahmen. Diese bilde jedoch die aktuelle Auslastung der Kliniken ab und tauge daher nicht als Frühwarnsystem für den Winter, heißt es seitens des RWI. Zudem werde nicht jede Krankenhauseinweisung umgehend gemeldet. Nach RWI-Berechnungen betrug die Abweichung zwischen der ausgewiesenen und der tatsächlichen Hospitalisierungsinzidenz mit Nachmeldungen in den vergangenen Monaten rund 48 Prozent.

Als „unkomplizierte und zugleich aussagekräftigere“ Alternative schlägt das RWI in einem Positionspapier die Berechnung einer risikoadjustierten Inzidenz vor. Dafür werden für jedes Meldedatum die altersspezifischen Inzidenzen mit der Wahrscheinlichkeit einer Krankenhauseinweisung in der jeweiligen Altersgruppe gewichtet. Eine risikoadjustierte Inzidenz ermögliche eine zeitnahe Einschätzung des aktuellen Pandemiegeschehens im Hinblick auf Risiken für das Gesundheitssystem, hebt das Institut hervor. Sie gehe in der Aussagekraft deutlich über die 7-Tage-Inzidenz hinaus. Die Abweichung zwischen der auf Basis der risikoadjustierten Inzidenz prognostizierten und der tatsächlichen Hospitalisierungsinzidenz betrage seit April 2021 im Durchschnitt lediglich acht Prozent. Die Adjustierung könne durch die Berücksichtigung weiterer Merkmale wie Geschlecht oder Impfstatus verfeinert werden und lasse sich auch regional berechnen.

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