RKINeues WHO-Kooperationszentrum für Antibiotikaresistenz
Berlin (pag) – Rund 1,3 Millionen Todesfälle pro Jahr sind weltweit direkt auf antimikrobielle Resistenz zurückzuführen. In Deutschland sind es bis zu 9.700 Todesfälle. Am Robert Koch-Institut (RKI) geht ein neues WHO-Kooperationszentrum für Antibiotikaresistenz, -verbrauch und nosokomiale Infektionen an den Start.
„Antibiotikaresistenzen sind eine schleichende Pandemie“, sagt RKI-Präsident Prof. Lothar H. Wieler. Das neue Zentrum unterstützt die WHO bei der Stärkung und Integration der nationalen Surveillance-Aktivitäten der Mitgliedsstaaten. Bereits seit 2019 koordiniert das RKI das WHO-Netzwerk Antimikrobielle Resistenz.
Resistente und multiresistente Erreger stellen Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Durch die Globalisierung können sie sich leicht verbreiten. „Um der Entstehung von Resistenzen und ihrer Ausbreitung bestmöglich zu begegnen, ist eine kontinuierliche Surveillance unverzichtbar“, unterstreicht Wieler.
In Deutschland erhebt das RKI seit Jahren umfassende Daten zu Antibiotikaresistenz und -verbrauch und wertet auch die Meldungen zu Erregern mit besonderen Resistenzen gemäß den Vorgaben des Infektionsschutzgesetzes aus. Eine positive Entwicklung sei die Abnahme von MRSA-Infektionen. Zu den problematischen Trends zählt das RKI die Zunahme bei Vancomycin-resistenten Enterokokken und zum Teil auch bei Carbapenem resistenten Enterobakterien. Die interaktiven, öffentlich zugänglichen Datenbanken der Antibiotika-Resistenz-Surveillance (ARS) und der Antibiotika-Verbrauchs-Surveillance (AVS) wurden kürzlich aktualisiert.
Viel Aufmerksamkeit erfordert dem Institut zufolge der sachgerechte Einsatz von Antibiotika im Rahmen der perioperativen Prophylaxe. Antibiotika würden zu oft über den OP-Tag hinaus gegeben. Hier bestehe großes Präventionspotenzial. Wenn konsequent auf den leitliniengerechten Einsatz geachtet würde, könnten allein hierdurch 13 Prozent aller Antibiotika-Anwendungen im Krankenhaus in Deutschland eingespart werden, so das RKI, das derzeit ein geeignetes Surveillance-Instrument für den ambulanten Verbrauch entwickelt.