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11.12.2018

AWMF Ökonomisierung bedroht medizinische Qualität

Berlin (pag) – Ökonomische Ziele dürfen medizinische Entscheidungen nicht unangemessen beeinflussen. Die Bedürfnisse der Patienten müssen wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Das fordert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) kürzlich auf dem „Berliner Forum“.

Eine gute Patient-Arzt-Beziehung im Sinne der gemeinsamen Entscheidungsfindung sei für eine erfolgreiche Versorgung unverzichtbar – und daher zu stärken. Darüber hinaus sei es notwendig, Strukturen zu verändern. In einer aktuellen Stellungnahme zu „Medizin und Ökonomie“ verlangt die AWMF unter anderem: Stärkung der ärztlichen Kompetenz bei der Krankenhausführung, eine bedarfsorientierte Krankenhausplanung mit Abbau von Überkapazitäten sowie die patientenzentrierte Anpassung des Fallpauschalen-basierten Vergütungssystems.
Der Arbeitsgemeinschaft zufolge werden derzeit zeitliche Aufwände für die Kommunikation kaum im System der Fallpauschalen berücksichtigt. Die sogenannten Diagnosis Related Groups (DRGs) sollten daher angepasst werden. „Künftig müssen zeitliche Aufwände für das Arzt-Patienten-Gespräch, aber auch die Abstimmung mit anderen Fachkollegen in die Berechnung deutlich mehr einfließen“, sagt AWMF-Präsident Prof. Rolf Kreienberg. Das werde immer wichtiger, da Patienten zunehmend mehrfach und chronisch erkrankt sind und eine ganzheitliche Betreuung durch verschiedene Experten benötigen.
 
Auch die Rolle von Ärzten und Pflegenden in den Kliniken müsse sich verändern. Die AWMF fordert eine gemeinsame Krankenhausführung, in der Ärzte und Pflegende mit kaufmännischen Direktoren auf Augenhöhe Entscheidungen treffen. Basis dafür sollte ein Wertemanagement im Krankenhaus sein, das nicht nur an betriebswirtschaftlichen Zielen ausgerichtet ist, sondern medizinische Überlegungen und Patientenorientierung integriert. „Notwendig sind dafür auch Arbeitsbedingungen, die eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleisten“, betont AWMF-Präsidiumsmitglied Dr. Manfred Gogol.