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28.04.2023

Brustkrebs-Screening One size fits all-Schema führt zu Benachteiligungen

Heidelberg (pag) – Evidenzbasierte Empfehlungen für eine risikoadaptierte Brustkrebs-Früherkennung stehen im Fokus von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg. Sie haben herausgefunden, dass sich die Brustkrebs-Sterblichkeit von Frauen erheblich in Abhängigkeit von ihrer ethnischen Abstammung unterscheidet.

Schwarze US-Amerikanerinnen haben laut Analyse ein 40 Prozent höheres Risiko, an Brustkrebs zu versterben als weiße Frauen – bei einer annähernd identischen Neuerkrankungsrate. Noch drastischer falle die Differenz bei jüngeren Patientinnen unter 50 Jahren auf: In dieser Altersgruppe liegt die Brustkrebs-Sterblichkeit bei den schwarzen Frauen sogar doppelt so hoch wie bei den weißen. Zu den höheren Brustkrebs-Sterblichkeitsraten können Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung beitragen, aber auch der höhere Anteil aggressiver Subtypen von Brustkrebs sowie verschiedene soziale Faktoren. 

„Leider wurden trotz dieser enormen Unterschiede bis heute keine Screening-Empfehlungen abgeleitet, die an die individuellen Risiken der ethnischen Abstammung angepasst sind“, sagt Forschungsleiter Mahdi Fallah. Die Wissenschaftler haben die Daten der über 415.000 US-Amerikanerinnen analysiert, die zwischen 2011 und 2020 an Brustkrebs verstorben sind. Diese stammen vom National Center of Health Statistics.

Das Alter für den Beginn des Brustkrebs-Screenings sollte in den USA in Abhängigkeit von der ethnischen Abstammung angepasst werden, damit alle Frauen gleichermaßen von der Untersuchung profitieren können, empfiehlt Fallah. Basierend auf vergleichbaren Untersuchungen für die europäische Population sollte außerdem geprüft werden, ob etwa Frauen mit einem bestimmten Migrationshintergrund von anderen Screening-Empfehlungen profitieren könnten. „Ein Screening nach dem ‚One size fits all‘-Schema benachteiligt Frauen aus bestimmten ethnischen Gruppen“, ist Fallah überzeugt. Andere Frauen dagegen nehmen das Brustkrebs-Screening möglicherweise unnötig früh in Anspruch und erleben damit eventuell häufiger deren unerwünschte Nebenwirkungen, wie falsch-positive Tests oder Überdiagnosen.

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