DSO-KongressOrganspende: Warteliste nur Spitze des Eisbergs
Frankfurt am Main (pag) – Auch das Organspende-Register bringt wahrscheinlich keine Trendwende, resümiert der Medizinische Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) Dr. Axel Rahmel. Kritik übt der Vorstand auf dem DSO-Kongress an einen FDP-Vorstoß.
„Nach wie vor stagnieren die Organspendezahlen in Deutschland auf einem zu niedrigen Niveau“, konstatiert Rahmel. In den letzten zehn Jahren habe es nicht viel Bewegung innerhalb der Spendezahlen gegeben. Über 8.200 Patienten warteten auf der Liste. Von Januar bis Dezember dieses Jahres gibt es 714 postmortale Organspender, in 2023 718 im Vergleichszeitraum. Das bekannte Problem: Die medizinischen Möglichkeiten zur Hilfe sind da, aber Organe fehlen.
Dabei sei die Warteliste nur die Spitze des Eisbergs: Beispielsweise profitiere etwa ein Drittel der rund 100.000 Dialysepatienten hierzulande von einer Transplantation. „Viele Patienten schaffen es aufgrund der geringen Chancen auf ein Spenderorgan gar nicht erst auf die Warteliste“, stellt Rahmel fest. Er wünscht sich von der Gesellschaft mehr Solidarität. Insbesondere vor dem Hintergrund des „Leids der Patienten auf den Wartelisten, sollte es jedem Menschen zumutbar sein, sich zur Organspende Gedanken zu machen und eine Entscheidung zu dokumentieren“, appelliert der DSO-Vorstand.
Ein Vorstoß der FDP stößt bei Rahmel auf Kritik. Zum Hintergrund: Initiator des Vorstoßes Prof. Andrew Ullmann sieht aus medizinischer Sicht keinen Grund, am Hirntod zur Todesdefinition bei Organspenden festzuhalten. „Der Tod nach einem anhaltenden Kreislaufstillstand ist medizinisch mit dem Hirntod gleichzusetzen“, erklärt Ullmann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, und möchte die Definition erweitern. Rahmel zeigt sich skeptisch. Es benötige für diese Frage eine breite und offene Debatte in der Gesellschaft, „und nicht irgendeinen Querschuss“.
Auch Prof. Karl Broich, Präsident des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte, spricht auf dem Kongress. Er berichtet über die ersten Erfahrungen des Organspende-Registers seit seiner Einführung im Frühjahr. Von den circa 180.000 Einträgen widersprächen etwas mehr als sechs Prozent der Organspende. Seiner Meinung nach sei die Zahl der Registrierungen zu gering. „Wir haben uns da alle mehr erhofft“, gibt Broich zu.