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21.07.2020

WIdO-Bericht Patentarzneimittel: Hohe Preise und geringe Abdeckung

Berlin (pag) – Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) hat 2019 rund 21 Milliarden Euro für patentgeschützte Medikamente ausgegeben. So viel wie nie zuvor, kritisiert das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) im Bericht zum Arzneimittelmarkt. Dabei deckten diese Medikamente lediglich 6,5 Prozent der Versorgung ab. Die Pharmaindustrie widerspricht, es gebe keine Kostenexplosion.

Patentgeschützte Arzneimittel machen laut Bericht knapp die Hälfte der Arzneimittelausgaben von insgesamt 44 Milliarden Euro aus. „Die Entwicklung hin zu immer teureren Patentarzneimitteln, mit denen immer weniger Patientinnen und Patienten versorgt werden, geht mit konstant hohen Gewinnmargen der international agierenden Pharmafirmen einher“, kritisiert das WIdO.

Die Ausgaben für Arzneimittel seien um sechs Prozent gestiegen, die Verordnungen allerdings nur um etwa ein Prozent. Dafür machen die Wissenschaftler vor allem den Trend zu hochpreisigen Arzneimitteln verantwortlich. Während die durchschnittliche Verordnung für ein Generikum die GKV knapp 34 Euro koste, müssten für patentgeschützte Arzneimittel im Durchschnitt etwa 470 Euro ausgegeben werden. Auf Biologicals und Biosimilars entfielen etwa 30 Prozent der Arzneimittelkosten und drei Prozent der Verordnungen. Noch größer ist laut WIdO die Differenz bei den Orphan Drugs gegen seltene Erkrankungen. Sie machen zehn Prozent der Kosten aus, aber nur 0,05 Prozent der Verordnungen.

Der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) kritisiert den Bericht, von einer Preisexplosion könne keine Rede sein. „Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel liegen seit Jahren konstant bei rund einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes“, sagt BPI-Hauptgeschäftsführer Dr. Kai Joachimsen. Außerdem würden die Erstattungspreise für innovative Arzneimittel mit den gesetzlichen Krankenkassen verhandelt. Es sei zu kurz gegriffen, neue Arzneimittel als reine Kostenverursacher zu sehen. Gerade das Beispiel der modernen Mittel gegen Hepatitis C zeige, dass Patienten geheilt würden und damit auch Folgekosten, etwa für Transplantationen, entfielen.

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