Reform „Pflege kann mehr als sie darf“
Berlin (pag) – Die Pläne für das Pflegekompetenzgesetz werden konkreter. Bei der Vorstellung meint Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach, damit werde der hiesige Pflegeberuf international aufschließen. Darüber hinaus enthüllt der Minister einen neuen Aspekt des Gesetzes, das eine alte Versorgungslücke schließen soll.
Seit Ende 2023 liegen die Eckpunkte für das Pflegekompetenzgesetz vor. Auf Gegenliebe stößt das Vorhaben bei annähernd allen Akteuren des Gesundheitswesens. Selbst die Skepsis der Ärzteschaft fällt verhalten aus. Noch vor der Sommerpause soll es einen Gesetzentwurf geben, verspricht Lauterbach. Die Weiterarbeit daran erfolge in Kooperation „mit Praktikern“. Aktuell besteht es aus zwei Teilen: Zum einen die Verbesserung der hiesigen Pflegekompetenz. Examinierte Pflegekräfte dürfen zukünftig bei der Versorgung von Diabetes, Wundheilungsstörungen oder Demenzversorgung selbstständiger entscheiden, ohne ärztliche Weisung. Ebenfalls auf dem Plan: Sie dürfen Pflegegrade ermitteln oder die Leitung von Level 1i-Krankenhäusern übernehmen.
Der zweite Teil des Gesetzes läute eine neue Ära der hiesigen Pflege ein. Es gebe viele Patienten in der Langzeitpflege, für die weder das häusliche noch das stationäre Modell infrage komme. Das erfordere eine Versorgungsvision, die ambulante mit stationären Elementen kombiniere. Vorstellbar sei diese „stambulante Versorgung“, wie Lauterbach sie nennt, wie folgt: Pflege in einer Wohnung. Ähnlich einer Seniorenresidenz, aber anders aufgebaut. Mit einer 24-Stunden-Betreuung. Die Versorgung sei so ausgelegt, dass Personen bis zum Lebensende in dieser Wohnung leben können. Selbst bei hohem Pflegegrad. Lauterbach kann sich vorstellen, dass die neue Mischform auf viel Zuspruch trifft. „Hier schließen wir eine Lücke“, die schon seit zehn bis fünfzehn Jahren im Raum stehe, erklärt Lauterbach.
Lauterbach glaubt, die Reform werde zukünftig Arbeitskräfte in der Pflege halten können. Heute werden zu viele Fachkräfte verloren, die vom Berufsalltag desillusioniert sind. Mit der Reform gewinne Deutschland außerdem internationale Konkurrenzfähigkeit zurück und werde für ausländische Fachkräfte attraktiver.