GutachtenPraxen und Kliniken bei Nachhaltigkeit mangelhaft
Berlin/Hamburg (pag) – Nachhaltigkeit spielt in Einrichtungen des Gesundheitswesens „keine oder nur eine geringe Rolle“. Zu diesem Urteil kommt das Gutachten ReKlimaMed. Unterdessen will die Techniker Krankenkasse an Praxen, die bestimmte Kriterien erfüllen, ein Nachhaltigkeitssiegel vergeben.
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit hat die Stiftung Viamedica untersucht, welche Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Gesundheitswesen bereits umgesetzt wurden und welche Vorteile und Hemmnisse bestehen. Ihr Fazit: Es gibt „nur wenige Unternehmen und Einrichtungen, die Maßnahmen zur ökologischen Nachhaltigkeit umsetzen“. Einige Maßnahmen, wie die Einführung von LED-Beleuchtung, der Bezug von Ökostrom und die Umstellung auf E-Mobilität sind in allen Bereichen zu finden. Weitere Projekte haben die Gutachter jedoch nur in einzelnen Branchen gefunden.
Wesentliches Hemmnis sei die fehlende Verankerung des Themas in den Management- und Leitungsebenen. „Ohne diese Struktur und ohne konkrete Unternehmensziele zu ökologischer Nachhaltigkeit wird nach Meinung der Autoren weiterhin wenig Interesse an dem Thema bestehen und für Nachhaltigkeitsmaßnahmen keine Zeit, kein Geld und kein Personal vorhanden sein“, schreibt die Stiftung. Fehlende Finanzierung und komplizierte bürokratische und regulatorische Hürden erschwerten die Umsetzung der Maßnahmen weiter. Dabei bringt diese aus Sicht der Gutachter viele Vorteile: nicht nur Einsparungen bei Energie, Ressourcen und Kosten, sondern auch positive Auswirkungen bei der Öffentlichkeitsarbeit und vor allem bei der Anwerbung von neuen Mitarbeitern.
Vielleicht ist das Siegel der TK ein Ansporn für mehr Engagement: Praxen, die ihre Abläufe und Prozesse grundlegend nachhaltig gestalten, können das Qualitätssiegel der Ersatzkasse und des aQua-Instituts erhalten. „Das betrifft zum einen ganz alltägliche Aspekte wie Papierverbrauch oder Mülltrennung“, sagt Björn Broge, Geschäftsführer des aQua-Instituts. Aber auch größere Projekte, wie die Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks, ein individueller Hitzeschutzplan und ein Nachhaltigkeitskonzept. Soziale Aspekte sind ebenfalls relevant.