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01.11.2021

Ärztetag Reinhardt fordert Neuausrichtung der Gematik

Berlin (pag) – In Berlin tagt die versammelte Ärzteschaft erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder in Präsenz. Neben den Themen Digitalisierung und Kommerzialisierung diskutiert der 125. Deutsche Ärztetag auch darüber, wie dem wachsenden Personalmangel beizukommen wäre.

Einer der Hauptgründe für den Ärztemangel sei die deutlich zu geringe Zahl an Studienplätzen, betont Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der gastgebenden Bundesärztekammer (BÄK), in seiner Auftaktrede. Er hält deshalb eine Aufstockung der Kapazitäten von derzeit rund 11.000 Plätzen für dringend notwendig, auch vor dem Hintergrund der wachsenden Teilzeit-Quote unter den praktizierenden Ärzten. Mit 3.000 bis 5.000 zusätzlichen Studienplätzen ließe sich „die angespannte Personalsituation mittelfristig sicher deutlich entschärfen“, so Reinhardt. An Interessenten mangele es nicht: Schon heute gebe es pro Jahr mehr als 60.000 Bewerberinnen und Bewerber.

Deutliche Worte findet Reinhardt zum Thema Digitalisierung. Seit der Bund 2019 Mehrheitsgesellschafter der Gematik wurde, sei es bei der Einführung neuer Telematik-Anwendungen „fast ausschließlich ums Tempo“ gegangen. Bedenken und Warnungen aus der Praxis seien ignoriert oder abgekanzelt worden. Das Ergebnis: „Ständig auftretende Störungen der Telematikinfrastruktur beeinträchtigen den Praxisalltag.“ Der BÄK-Präsident fordert deshalb ein einjähriges Moratorium und eine Neuausrichtung der Gematik.

Durchaus kritisch sieht Reinhardt die Rolle der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Im Leitantrag des BÄK-Vorstands finden sich deshalb klare Regeln, mithilfe derer die MVZ künftig eingehegt werden könnten. Unter anderem sollen MVZ-Gründungen durch Krankenhäuser an einen fachlichen und räumlichen Bezug zu deren Versorgungsauftrag gekoppelt und Gewinnabführungsverträge mit externen Kapitalgebern begrenzt werden. Mehr noch: Träger sowohl im stationären wie auch im ambulanten Bereich sollten über explizite Regelungen im Sozialrecht verpflichtet werden, zu gewährleisten, dass bei ihnen tätige Ärzte ihre berufsrechtlichen Vorgaben einhalten können, fordert Reinhardt.

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