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27.06.2018

Sozial benachteiligte Kinder RKI verlangt Verhaltens- und Verhältnisprävention

Berlin (pag) – Bereits früh im Lebenslauf existieren ausgeprägte soziale Unterschiede im Gesundheitsverhalten. Deshalb seien „Maßnahmen für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche und ihre Lebensbedingungen besonders wichtig“, sagt Prof. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), anlässlich neuer
Daten aus der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS).

Die Ergebnisse der KiGGS Welle 2 zeigen zum Beispiel, dass Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status sich häufiger als Gleichaltrige aus sozial bessergestellten Familien ungesund ernähren, dass sie seltener Sport treiben und häufiger übergewichtig oder adipös sind. Die RKI-Wissenschaftler erfassen den sozioökonomischen Status mit einem Index, der auf Angaben der Eltern zu ihrem Bildungsstand, ihrer beruflichen Stellung und der Einkommenssituation (Netto-Äquivalenzeinkommen) basiert.

Erzieherische Ansätze und Einzelmaßnahmen wie Trainings- oder Kursangebote, die auf eine Verhaltensänderung des Einzelnen abzielen, haben sich in der Vergangenheit als wenig effektiv erwiesen. Den RKI-Wissenschaftlern zufolge kommen solche Maßnahmen bei sozial benachteiligten Gruppen kaum an. Nachweislich bessere Erfolge seien zu erzielen, wenn verhaltenspräventive Ansätze durch Verhältnisprävention ergänzt werden, das heißt Maßnahmen, die an den konkreten Lebensbedingungen und gesellschaftlichen Strukturen ansetzen. Das Ziel der Verhältnisprävention bestehe darin, die Lebensumstände der Menschen so zu verändern, dass es ihnen leichter fällt, gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. „Die Kombination aus verhaltens- und verhältnispräventiven Ansätzen scheint für eine evidenzbasierte Prävention besonders erfolgversprechend“, betont Wieler.
Werden die komplexen Ursachen des Gesundheitsverhaltens und die Bedeutung der Lebensumstände wie materielle Ressourcen, Bildung, Umweltfaktoren etc. außer Acht gelassen, besteht die Gefahr einer einseitigen Schuldzuweisung in Richtung der von Gesundheitsrisiken am stärksten betroffenen Bevölkerungsgruppe: „blaming the victim“.

Weitere Informationen unter: www.rki.de/journalhealthmonitoring