SektorenüberwindungRuf nach gemeinsamer Bedarfsplanung
Berlin (pag) – Die Sektoren müssen weg – dafür macht sich die AWMF stark. Das Momentum könnte durch die Krankenhausreform gegeben sein. Von der Überwindung der Sektoren ist schon seit Jahrzehnten die Rede. Doch noch stehen die Mauern. Auf ihrem Kongress, das Berliner Forum, erörtert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) den Status quo, zeigt Chancen und Hindernisse auf und liefert Best-practice-Beispiele.
Da wäre etwa die Kooperation zwischen dem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) Chirurgie in Kiel und der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH). „Der leitende Oberarzt am UKSH ist bei uns im MVZ teilangestellt“, erläutert Dr. Ralf W. Schmitz, ärztlicher Leiter des Versorgungszentrums, in einer Pressekonferenz vor dem Kongress. Im MVZ biete der UKSH-Operateur Indikations- und Nachsorgesprechstunden an. Patient und Arzt lernten sich vorher kennen. Der Datenfluss zwischen beiden Einrichtungen sei gewährleistet. Das Ziel einer gemeinsamen Fallakte sei allerdings herausfordernd, so Schmitz: „Es gibt nicht nur Schnittstellen zwischen den Sektoren, sondern auch zwischen den IT-Systemen.
Prof. Tom Bschor, Leiter der Krankenhaus-Regierungskommission, zählt auf, welche Schritte zum Sektorenabbau in dieser Legislatur gegangen worden sind. Die Krankenhausreform etwa ermächtige Sicherstellungskrankenhäuser zur ambulanten Versorgung in Regionen, in denen niedergelassene Fachärzte fehlen. Bereits vor der Verabschiedung der Reform wurden die Hybrid-DRGs und tagesstationäre Behandlungen eingeführt. Beide fliegen aber noch nicht so richtig. Bschor plädiert dafür, dass es auch den Vertragsärzten ermöglicht werden müsse, die Ressourcen der Krankenhäuser zu nutzen. Zur Überwindung der Sektoren sei noch eine andere Maßnahme notwendig: die gemeinsame ambulante und stationäre Bedarfsplanung auf regionaler Ebene. Dieser Vorschlag ist ganz im Sinne der AWMF. „Eine umfassende sektorenübergreifende Versorgung im deutschen Gesundheitswesen ist dringend notwendig, um die Betreuung von Patientinnen und Patienten effektiver, sicherer und reibungsloser zu gestalten“, fordert ihr Präsident Prof. Rolf-Detlef Treede anlässlich des Berliner Forums.