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27.04.2020

Covid-19 Ruf nach globaler Soforthilfe

Berlin (pag) – Mangelnder Zugang zu medizinischem Sauerstoff und zu Beatmungsgeräten wird die Menschen in ärmeren Ländern der Covid-19-Pandemie hoffnungslos aussetzen – mit tödlichen Folgen. Davor warnt die Initiative Ärzte ohne Grenzen.

Deren Experte für humanitäre Fragen, Christopher Stoker, appelliert: „Wir dürfen diese Kluft, diese sozioökonomische Triage, nicht akzeptieren, bei der Minderheiten, gefährdete Gruppen, Slumbewohner und in einigen Fällen ganze Bevölkerungen keinen Zugang zu medizinischer Versorgung und Sauerstoff haben werden.“ In Gaza gebe es beispielsweise derzeit nur etwa 20 Beatmungsgeräte für zwei Millionen Menschen. In der Zentralafrikanischen Republik seien es drei Geräte für ein Land mit fünf Millionen Einwohnern, und in Burkina Faso seien lediglich zwölf Intensivbetten für 20 Millionen potenzielle Patienten vorhanden. Hinzu kommt: In den meisten Ländern des globalen Südens leiden viele Menschen bereits an Tuberkulose, HIV/Aids, verschiedenen nichtübertragbaren Krankheiten und Infektionen wie Cholera, Masern oder Malaria. „Covid-19 und diese Erkrankungen könnten sich als eine tödliche Kombination erweisen“, meint Stoker. Ärzte ohne Grenzen verlangt, die Bewegungs- und Reisemöglichkeiten von medizinischem Hilfspersonal zu erleichtern. Medizinische Ausrüstung, Medikamente sowie Schutzausrüstung für Gesundheitspersonal müsse über Landesgrenzen hinweg zur Verfügung gestellt werden. Auch die Hilfs- und Menschenrechtsorganisation Medico schlägt Alarm. Deren Partner in Kenia und Südafrika sprechen von einem „Disaster in waiting“.

Unterdessen finanziert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ein „Corona-Sofortprogramm“ im Umfang von einer Milliarde Euro durch Umstrukturierung im eigenen Haushalt. Gestärkt werden unter anderem Gesundheit und Pandemiebekämpfung, Ernährungssicherung sowie Stabilisierung von Flüchtlings- und Krisenregionen. Das Programm werde allerdings nicht reichen, um der weltweiten Krise zu begegnen, heißt es aus dem BMZ. Gemeinsam mit Hilfsorganisationen habe man einen weiteren Sofortbedarf von drei Milliarden Euro für dieses Jahr ermittelt.