DigitalisierungSechs Monate E-Rezept: Gemischte Bilanz
Berlin (pag) – Seit einem halben Jahr ist das E-Rezept flächendeckend in Praxen und Apotheken im Einsatz. Die gematik zieht eine positive Bilanz, andere sehen Nachholbedarf.
Seit Januar wurden 244 Millionen elektronische Rezepte (E-Rezept) eingelöst. Das teilt die Nationale Agentur für Digitale Medizin (gematik) in einer ersten Bilanz mit. In der Spitze gebe es bis zu 2,4 Millionen digitale Verordnungen an einem Tag, womit das E-Rezept sechs Monate nach Start im Versorgungsalltag angekommen sei. „Rund 88.000 medizinische Einrichtungen nutzen jede Woche das E-Rezept – damit hat es sich in fast allen Praxen der ambulanten Versorgung durchgesetzt,“ teilt die gematik mit. Für den im Juli erscheinenden TI (Telematikinfrastruktur)-Atlas 2024 der gematik wurden Versicherte befragt: 49 Prozent hatten schon Kontakt mit dem E-Rezept, 88 Prozent davon waren mit der Anwendung zufrieden. 80 bis 90 Prozent gingen den ganz digitalen Weg und lösten ein Medikament über die elektronische Gesundheitskarte ein. Der Rest nutzte einen Papierausdruck oder die gematik-eigene E-Rezept-App.
Laut Befragung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gaben schon im Februar über 60 Prozent der Ärzte an, dass das E-Rezept grundsätzlich bis auf kleinere Probleme funktioniere. Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) betont die KBV-Vorständin Dr. Sibylle Steiner, dass die Anwendung nun gut etabliert, aber zu langsam sei. Außerdem seien noch nicht alle Verordnungen möglich und es gebe Systemausfälle. Ebenfalls in der NOZ spricht Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverband (GKV-SV), von einem „Erfolgsmodell“, auch wenn es zur Einführung „gerumpelt“ habe. Erst zuletzt einigten sich GKV-SV und der Deutsche Apothekerverband (DAV) darauf, dass es rückwirkend im Jahr 2024 keine Retaxationen bei fehlerhaften Angaben beim E-Rezept geben wird. Probleme traten etwa beim Eintragen der Arztbezeichnung auf.
Künftig wird das E-Rezept eine noch wichtigere Rolle spielen: Mit der flächendeckenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) Anfang 2025 wird es als Basis für die Medikationsliste fungieren.