BlutspendeSexuelle Orientierung und Alter nicht mehr relevant
Berlin (pag) – In Deutschland dürfen künftig alle Personen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Geschlechtsidentität und ihres Alters Blut spenden. Diese Regelungen sieht die neue Hämotherapie-Richtlinie vor, die Bundesärztekammer (BÄK) mit Zustimmung des Paul-Ehrlich-Institut (PEI) überarbeitet haben.
Die Novellierung war nötig geworden, nachdem der Bundestag im März 2023 eine Änderung für die Risikobewertung zur Blutspende des Transfusionsgesetzes beschlossen hatte – weg von der Berücksichtigung der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität und hin zum individuellen Sexualverhalten.
Demnach kommen künftig spendenwillige Personen für vier Monate für die Spende nicht infrage, wenn ihr Sexualverhalten ein deutlich erhöhtes Übertragungsrisiko für Infektionskrankheiten wie HIV und Hepatitis B und C aufweist. Dazu gehört Sex mit insgesamt mehr als zwei Personen oder mit einer neuen Person, wenn dabei Analverkehr praktiziert wurde sowie Sexarbeit oder ihre Inanspruchnahme. Auch Personen, die mit HIV oder Hepatitis B oder C infiziert sind oder in einem Endemiegebiet beziehungsweise Hochprävalenzland für diese Viren leben und von dort eingereist sind, dürfen vier Monate lang nicht spenden. So soll die Sicherheit der Blutprodukte gewährleistet werden.
Die Richtlinie enthält auch neue Regelungen bezüglich der Spenderimmunisierung zur Gewinnung von Hyperimmunplasma. Den gesetzlichen Vorgaben entsprechend gibt es für Spendenwillige keine Altersbegrenzung mehr. Diese hatten bisher bei Erstspenden bei über 60 Jahre und bei Wiederholungsspenden bei über 68 Jahre gelegen. Künftig müssen Blutspendende, die älter als 60 Jahre sind, alle fünf Jahre einen Eignungstest machen.
Neu ist auch, dass Ärzte zur Überprüfung der Spendentauglichkeit telemedizinische Verfahren einsetzen dürfen. Laut PEI-Präsident Prof. Klaus Cichutek werden die Vorgaben und Stufenpläne seines Instituts, zum Beispiel zur Testung von Blutspenden auf Infektionsmarker, auch weiterhin dazu beitragen, dass in Deutschland eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Blut und Blutkomponenten zur Transfusion gesichert ist.