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04.02.2021

Eizellspende Skepsis unter Experten überwiegt

Berlin (pag) – Während der Expertenanhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestags überwiegen die Bedenken bei der Frage nach der Legalisierung von Eizellspenden. Das fordert die FDP in einem Gesetzentwurf.

Die Kritiker führen unter anderem gesundheitliche Risiken für Spenderinnen an. Die Langzeitfolgen von Punktion und Hormonstimulation seien einfach unklar, sagt unter anderem Taleo Stüwe vom Gen-ethischen Netzwerk. Nicht nur der Eingriff kann ein Risiko darstellen, sondern auch die Narkose. Prof. Claudia Wiesemann vom Institut für Ethik und Geschichte der Medizin der Universitätsmedizin Göttingen dagegen bezieht sich auf eine aktuelle Studie mit 10.000 Teilnehmerinnen. „Es hat sich herausgestellt, dass mittelschwere bis ernste Nebenwirkungen nur bei jeder 200. Frau auftreten.“
Dr. Susanne Schultz vom Institut für Soziologie der Goethe-Universität Frankfurt lehnt den Gesetzentwurf ab. „Es geht um einen fremdnutzigen, invasiven medizinischen Eingriff, der legalisiert werden soll.“ Sie befürchtet eine medizin-ethische Grenzüberschreitung. Die Eizellspende sei nicht mit einer Organspende vergleichbar, da sich bei letzterer der Empfänger in Lebensgefahr befinde. Ein unerfüllter Kinderwunsch sei damit nicht vergleichbar.

Außerdem wird eine mögliche Kommerzialisierung befürchtet, wenn sich Frauen nur aus finanziellen Gründen für eine Eizellspende entscheiden, meinen die Kritiker. Der „Fortpflanzungstourismus“ möge durch eine Legalisierung unterbunden werden, sagt Prof. Andreas Loh-Hüdepohl, Mitglied im Deutschen Ethikrat. Allerdings könne durch materielle Anreize ein „Einreisetourismus“ entstehen.

Die Kommerzialisierung könne der Gesetzgeber doch unterbinden, argumentiert Prof. Jan-Steffen Krüssel vom Deutschen IVF-Register. „Für die Paare, die es betrifft, wäre es eine unglaubliche Erleichterung“, spricht er sich für den Gesetzentwurf aus. Er kritisiert, dass sich Reproduktionsmediziner derzeit in einer Rechtsunsicherheit befinden, denn sie dürften keine Eizellspende im Ausland empfehlen.