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27.07.2018

Terminvergabe SPD will Erstvorstellungen bei Fachärzten extra vergüten

Berlin (pag) – Mit einem Sonderbudget soll Fachärzten die schnelle Behandlung von gesetzlich versicherten Erstpatienten schmackhaft gemacht werden, fordert SPD-Vize Karl Lauterbach in Berlin vor Journalisten. Auf diese Weise solle die Fehlsteuerung bei Fachärzten und angebliche Zwei-Klassen-Medizin beim Erstkontakt korrigiert werden.

„Wir haben eine Fehlsteuerung insbesondere bei Fachärzten, an die wir herangehen müssen. Es ist für den Facharzt oft lukrativer und einfacher, einen bereits in Behandlung befindlichen Patienten weiter zu behandeln und wieder für das neue Quartal einzubestellen, als einen neuen gesetzlich versicherten Patienten aufzunehmen“, sagt Lauterbach. Dies sei gerade in der Psychotherapie, der Kardiologie, Neurologie und der Rheumatologie ein großes Problem. Anders bei Privatpatienten – sie bekämen für die Erstvorstellung zeitnah einen Facharzttermin, ob im ambulanten oder stationären Bereich.
Bei Rheuma mache es Sinn, dass jeder Patient nach drei Monaten wieder einbestellt werde. Dann sei die Praxis aber schnell voll und würde keine neuen Patienten annehmen können. Derzeit liegt die Wartezeit für eine Erstvorstellung beim Rheumatologen bei vier Monaten. Doch ist eine schnelle Behandlung bei neu auftretenden rheumatischen Erkrankungen erforderlich, denn es seien die ersten Wochen nach Ausbruch der Erkrankung, die darüber entscheiden, ob der Prozess langfristig noch so beeinflusst werden könne, dass die Krankheit gut behandelbar ist oder nicht. Bei späterer medikamentöser Behandlung sei Rheuma deutlich schlechter zu behandeln. Insofern sei der Erst-Rheumapatient „fast ein Notfallpatient“, so Lauterbach, sei aber gegenüber dem PKV-Patienten bei der Terminvergabe benachteiligt.
Mit seinem Vorschlag widerspricht Lauterbach dem Ansatz der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für eine Entbudgetierung. Die komplette Vergütung etwa von pauschalisierten ärztlichen Grundleistungen sei Anreiz genug, um mehr Kassenpatienten zu behandeln. Lauterbach zufolge werde damit lediglich das Budget ausgedehnt und die Fehlsteuerung begünstigt, aber nicht behoben. Während die KBV für ihr Modell Mehrkosten von 500 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt, geht der SPD-Vize bei Einführung eines Sonderbudgets von 730 Millionen Euro jedes Jahr mehr aus.