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15.06.2018

Humane Papillomviren STIKO empfiehlt HPV-Impfung auch für Jungen

Berlin (pag) – Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts hat beschlossen, die Impfung gegen krebserregende humane Papillomviren (HPV) nun auch für Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren zu empfehlen. Die Empfehlung ist Grundlage für eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen. Techniker Krankenkasse (TK) und IKK Südwest kündigen die sofortige Übernahme an.

Der Medizin-Nobelpreisträger Harald zur Hausen, Wegbereiter der HPV-Impfung, fordert seit Jahren, auch Jungen zu impfen. „Auf jeden Fall, denn Männer sind nicht nur die Überträger, sondern auch die Opfer der Viren!“, sagt zur Hausen. Die Impfung schütze nicht nur vor Gebärmutterhalskrebs, sondern auch vor verschiedenen anderen Krebsarten, die auch Männer treffen könnten, und die durch die gleichen HPV-Typen ausgelöst würden, etwa Mund-Rachen-Krebs oder Analkrebs. Insgesamt gingen pro Jahr in Deutschland etwa 1.000 Krebsfälle bei Männern auf das Konto von HPV. Besonders homosexuelle Jungen profitierten von der Impfung, da sie ein besonders hohes Risiko für HPV-bedingte Krebsarten hätten.
„Wir nehmen diese Empfehlung zum Anlass und erstatten ab sofort die Kosten für die HPV-Impfung auch für Jungen“, sagt TK-Vorstand Dr. Jens Baas. Durch eine HPV-Impfung von Jungen könnten Erkrankungen, zum Beispiel im Genitalbereich, vermieden werden. Zudem werde schneller ein Schutz der Gesamtpopulation erreicht, da vor allem männliche Sexualpartner die Überträger der Viren sind. „Denn über den individuellen Schutz hinaus erhöht die Einbeziehung von Jungen die Impfquote und damit den Gruppenschutz“, sagt Lutz Hager, Geschäftsführer der IKK Südwest. Auch er kündigt für seine Kasse eine Kostenübernahme an. Laut eigenen Angaben übernimmt zudem die BKK VBU bereits seit zwölf Jahren die Impfung auch für Jungen.  
Die STIKO empfiehlt für Jungen eine Nachholimpfung bis zum Alter von 17 Jahren. Die HPV-Impfempfehlung für Mädchen bleibt unverändert. Die Impfung wird jedoch noch wenig in Anspruch genommen. Laut Epidemiologischem Bulletin des Robert Koch-Instituts von 2018 seien Ende 2015 nur ein Drittel der fünfzehnjährigen Mädchen (31,3 Prozent) vollständig geimpft gewesen. Voraussichtlich erst Anfang 2019 soll der rechtswirksame Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) vorliegen und die HPV-Impfung für Jungen in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden.