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17.09.2020

Notfallreform Streit am und um den gemeinsamen Tresen

Berlin (pag) – Klinikvertreter und Kassenarzt treffen aufeinander: Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Allianz kommunaler Großkrankenhäuser (AKG) und Dr. Eckhard Starke, Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen. Beim Gespräch „Mehr oder weniger Krankenhaus“ streiten sie am und um den gemeinsamen Tresen in der Notfallversorgung. Veranstalter sind die AKG und die Plattform Gerechte Gesundheit.

Den gemeinsamen Tresen, an dem Vertreter beider Sektoren sitzen sollen, lehnt Bracht ab. Er „ist das Symptom unserer Sektorengrenzen. Das hat nichts mit Verbesserung der Versorgung zu tun.“ „Der gemeinsame Tresen ist ein gutes Modell“, findet dagegen Starke, das Prinzip habe sich im Höchster Modell in Frankfurt bewährt. So könne gewährleistet werden, dass der ambulante Fall auch im ambulanten Sektor bleibe. Bracht widerspricht: „Der ambulante Fall gehört dahin, wo er am besten versorgt wird.“
Bei der Reform der Notfallversorgung wird heiß diskutiert, wer die geplanten Integrierten Notfallzentren (INZ) leiten soll. Laut Gesetzentwurf bekommen die KVen den Hut auf. Die Krankenhäuser könnten damit leben, sagt Bracht. Wichtig ist ihm, dass die Zuständigkeit in einer Hand liegt. „Ich würde mir wirklich wünschen, wenn das der niedergelassene KV-Bereich leisten würde.“ Seiner Meinung nach habe die Vergangenheit aber gezeigt, dass die Vertragsärzte nicht dazu in der Lage seien. „Aber wir könnten es.“ Starke räumt ein, dass die INZ nach Corona nicht mehr so ausgestaltet werden dürften wie geplant, sie könnten sich schnell zu Infektions-Hotspots entwickeln. Er propagiert das sektorenübergreifende Notfallversorgungsprojekt „SaN“ aus Hessen, das im Herbst startet. Mit an Bord sind außer der KV auch die Landeskrankenhausgesellschaft sowie Rettungsdienste und -leitstellen sowie  weitere Partner. Die Beteiligten greifen dabei auf digitale Instrumente zurück. „Damit können wir den Patienten, bevor er durch die Haustür geht, um sich einen Arzt zu suchen, schon in die richtige Ebene schicken“, erläutert Starke. Auch Bracht zieht eine Lehre aus der Pandemie: „Wir brauchen regionale Steuerungsfunktionen.“