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30.06.2022

Ärztemangel Studienplätze alleine reichen nicht

Berlin (pag) – Mit Lösungen für den anhaltenden Ärztemangel beschäftigt sich eine Diskussionsrunde auf dem Hauptstadtkongress. Die fünf Diskutantinnen sind sich einig: Eine Erhöhung der Studienplätze allein wird nicht reichen.

Die 11.000 Medizinstudierenden, die jedes Jahr ihre Approbation erlangen, reichten bei weitem nicht aus, um den Ärztemangel zu decken, sagt Dr. Susanne Johna, erste Vorsitzende des Marburger Bunds. Selbst die von ihrem Verband seit Jahren geforderte zehnprozentige Erhöhung der Medizinstudienplätze „wird uns in den nächsten zehn bis 15 Jahren nicht wirklich weiterhelfen“. Melissa Seitz, Vizepräsidentin der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland, stimmt zu: „Die ersten größeren Effekte hätten wir erst um das Jahr 2040“, aber bereits ab 2060 werde der Bedarf an neuen Ärzten wieder abnehmen. Die Quantität der Studienplätze dürfe nicht auf Kosten der Ausbildungsqualität gehen.

Um der Unterversorgung effektiv zu begegnen würde Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Ersatzkassen, auf dem Land anfangen, „dort wo es am drängendsten ist“. Sie plädiert für multiprofessionelle Zentren. „Das heißt aber auch, dass wir eine gewisse Regulatorik brauchen.“ Noch habe man nicht die Möglichkeit, diese ambulant-stationären Zentren so zu gestalten, wie man sich das vorstelle, zum Beispiel mit einer fixen Zahl von mindestens vier Hausärzten pro Einrichtung.

Man müsse jetzt verstärkt Prävention betreiben, sagt Johna. „Prävention dauert am längsten bis sie wirkt“. Sie erhofft sich dadurch auf Dauer mehr gesunde Menschen und weniger Ressourcenverbrauch. Die stellvertretende Vorsitzende des Gesundheitsausschusses Dr. Kirsten Kappert-Gonther würde als erstes die telefonische Krankschreibung verlängern. Selbst solche „Mini-Stellschrauben“ könnten schon etwas verändern. „Ein bisschen mehr Beinfreiheit“ für die KVen fordert Dr. Bettina Gaber, Vorstandsmitglied der KV Berlin. Sie sollten in der Lage sein einen Sitz zu übernehmen oder ein MVZ zu gründen. „Das wäre etwas, das relativ kurzfristig Wirkung zeigen würde.“

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